von
Christine Gschnitzer Polig,
beauftragt mit der Aufgabe der Heimseelsorge im Altenheim Schloss Moos
Im Frühjahr vor einem Jahr befestigten Dorfbewohner und Angehörige unserer Heimbewohner Transparente an der Hausfassade, auf denen sie Worte des Dankes und der Wertschätzung für die Arbeit des Personals unseres Seniorenwohnheimes festgehalten hatten.
Wie in vielen anderen Einrichtungen dieser Art wurden Pflegepersonal und Ärzte als Helden bezeichnet. Es ist wahr, dass Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte, Wissenschaftler und Verantwortliche in diesem besonderen Jahr unter erschwerten Umständen Großartiges geleistet und ihre Kräfte verzehrt haben für kranke, alte und bedürftige Menschen. Unermüdlich haben sie sich bemüht, die Auswirkungen dieser Pandemie in den Griff zu bekommen.
Wahr ist auch, dass es Helden und Heldinnen in vielen anderen Lebensbereichen gibt. Da denke ich an die Menschen, die unserer Einrichtung anvertraut sind, die wir begleiten auf einem für sie sehr bedeutsamen und letzten Lebensabschnitt. Die Zeit der Pandemie hat ihnen vieles abverlangt durch Einschränkungen und Maßnahmen, durch Isolation und die damit zusammenhängenden Folgen.
Die Heimbewohner mussten Verluste hinnehmen, wobei die Lebensinhalte bei den meisten ohnehin schon auf das Wesentliche reduziert sind und der Lebensalltag bestimmt ist von Krankheit und Gebrechen. Die Erzählungen aus ihrem oft entbehrungs- und arbeitsreichen Leben, ihre Schicksale lassen einen stumm werden.
Und trotzdem ist da eine große Dankbarkeit, besitzen diese Menschen doch die Fähigkeit, loszulassen und Gegebenes anzunehmen. „I bin zufrieden!“, sagen die meisten. Sie haben sich ihren Humor bewahrt, können von Herzen lachen und sich freuen über kleine alltägliche Dinge, über ein freundliches Wort, über ein bisschen Zeit und die geschenkte Aufmerksamkeit.
Betagte, kranke und sterbende Menschen sind unsere Lehrmeister. Von ihnen können wir lernen, uns mit den Herausforderungen des Alterns auseinander zu setzen, mit der eigenen Endlichkeit und dem Abschiednehmen. Sie leben uns vor, wie tragend es sein kann, tief verwurzelt zu sein im Glauben und im Vertrauen in Gott. In ihrer Bedürftigkeit lehren sie uns, uns darin zu üben, da zu sein für die Schwächsten und Lebenssinn darin zu finden.
Das Leben ist nichts für Feiglinge. Es fordert uns stets heraus, Ja zu sagen zum Geschenk des Lebens, Ja zum Gegebenen, Ja zu den oft unbegreiflichen Wegen Gottes – Maria, die Mutter Jesu ist uns dabei ein leuchtendes Vorbild, nicht nur im Marienmonat Mai.