Mitte Mai stellte Carlo Costa, technischer Direktor der Brennerautobahn AG, den Vertretern der Gemeinde und einigen Interessierten sowohl die bereits abgeschlossenen, als auch die sich in Planung befindlichen Projekte vor, welche die Gemeinde Sterzing betreffen. Im Anschluss an die Präsentation stellte sich Costa den kritischen Fragen der Anwesenden.
Zu den bereits verwirklichten Projekten zählt der Umbau bzw. die Neugestaltung der Autobahnraststätte „Top-Stop“ auf dem Sadobre-Gelände. U. a. wurde der Sanitärbereich modernisiert, das Geschäft erweitert und das Restaurant neu gestaltet. Vor dem Hintergrund einer steigenden Nachfrage nach alternativen Treibstoffen wurde Anfang April die erste Bio-LNG-Tankstelle im Autohof Sadobre eröffnet.
Zu den Projekten, die demnächst umgesetzt werden sollen, zählt die Erneuerung der Umfriedung des Sadobre-Geländes. Im vergangenen Sommer genehmigt, ist das Projekt mit 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Mit einem weiteren Projekt, dessen Kosten bei rund 1,7 Millionen Euro liegen, werden Instandhaltungsarbeiten an der Brücke über den Mareiter Bach durchgeführt und ein Kreisverkehr im Zufahrtsbereich zum Sadobre-Gelände errichtet. Weiters soll neben der Raststätte „Top-Stop“ ein Bürogebäude entstehen, das zukünftig Sitz der Zollagentur, der Sadobre Gesellschaft sowie von Transport-Agenturen sein soll. Erneuert wird derzeit das Brandschutzsystem, mit dem das Netzwerk aus Hydranten erweitert wird. Zukünftig soll die Versorgung mit Löschwasser auch im Fall von Wartungsarbeiten oder bei anderen Unterbrechungen des Leitungssystems möglich sein. Für 3,5 Millionen Euro wird eine Kontrollstation für Schwerfahrzeuge über 7,5 t errichtet. Das Gebäude, das rund 40 m lang, 19 m breit und 10 m hoch sein wird, wird östlich der Mautstation errichtet. In dieser Station sollen künftig Kontrollen an den Fahrzeugen durchgeführt werden wie beispielsweise Abgaswerte, Gewicht und Zustand der Bremsen.
Eine für die Pendler wichtige Baumaßnahme betrifft die Vergrößerung des Parkplatzes an der Autobahneinfahrt. Dafür gibt die A22 knapp eine Million Euro aus. Auf dem bestehenden Parkareal sind derzeit 46 Stellplätze vorhanden, aufgrund der steigenden Nachfrage wird die Anzahl der PKW-Parkplätze deutlich erhöht, und zwar auf 121. Zusätzlich zu den bereits bestehenden zwei Bus-Haltestellen direkt neben der Einfahrt, eine weitere errichtet. Vorgesehen ist auch die Errichtung von Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge. Worauf die Autobahnanrainer in Sterzing schon lange gewartet haben, ist der Neu- bzw. Ausbau der Lärmschutzwände. Die Kosten für diese Baumaßnahmen betragen rund 5,2 Millionen Euro. Der Umsetzung dieses Projektes vorausgegangen sind verschiedene Lärmmessungen in den betroffenen Bereichen. Mit den Baumaßnahmen werden die bereits bestehenden Barrieren erneuert bzw. erweitert. Errichtet werden drei Lärmschutzwände mit einer Gesamtlänge von rund 2,3 km. Entlang der Nordspur wird die Lärmschutzwand „Sterzing Nord“ von km 13+221 bis 15+044 (Länge 1,8 km) erneuert und sowohl in südlicher als auch nördlicher Richtung verlängert und die Lärmschutzwand „Jaufen Nord“ von km 15+166 bis 15+358 (Länge 190 m); entlang der Südspur wird die Lärmschutzwand „Viadukt Raminges“ von km 13+357 bis 13+653 (Länge: 296 m) errichtet.
Auf die Auswirkungen dieser Maßnahmen besonders während der Hauptreisezeit angesprochen, erklärte Costa in der anschließenden Diskussion, dass man versuchen werde, die Durchführung der Arbeiten so zu planen, dass es zu möglichst wenig Verkehrsbehinderungen kommt.
Auch auf die Errichtung der Covid-Teststation auf dem Sadobre-Gelände und die Herausforderungen, welche die Pandemie an die Autobahngesellschaft stellte, kam der technische Direktor zu sprechen und bezeichnete die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses und die Tatsache, dass es zu keiner Katastrophe gekommen sei, als wahres Wunder. Wenige Stunden bevor die kurzfristig angekündigte Einreisereglung nach Deutschland in Kraft getreten sei, habe Österreich seinerseits mitgeteilt, dass für den Grenzübertritt am Brenner ebenfalls der Nachweis eines negativen Corona-Tests Voraussetzung sei. Zu diesem Zeitpunkt seien rund 1.900 LKW auf der Autobahn zwischen Modena und Brenner Richtung Norden unterwegs gewesen. In Rekordzeit sei die Test-Station auf dem Sadobre-Gelände errichtet und in Betrieb genommen wurden, so Costa. In den folgenden Tagen seien zwar Probleme aufgetreten, ein vollkommener Verkehrskollaps konnte jedoch vermieden werden.
Verkehrsflüsse werden über Kosten reguliert
Von Bürgermeister Peter Volgger wurden die während der Sommermonate besonders an Wochenenden auftretenden Stausituationen angesprochen. Was die Mautstation Sterzing betreffe, erklärte der technische Direktor, sei die Gesellschaft dazu verpflichtet, den Verkehr so zu regulieren, dass die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleistet ist.
Benno Egger stellte die Einhausung der Autobahn zwischen der Rosskopf Seilbahn und der Überführung „Weg in die Vill“ zur Diskussion. Seiner Ansicht nach würde das zu einer wesentlichen Entlastung des Sterzinger Talkessels führen. Costa erklärte, dass es für die Umsetzung eines Projektes dieser Größenordnung gute Gründe geben müsste bzw. müssten auch die finanziellen Mittel dafür aufgebracht werden. Nicht nur die Gemeinde Sterzing wünsche sich eine Entlastung entlang der A22, sondern beinahe jede Anrainergemeinde kommt mit Forderungen auf die Autobahngesellschaft zu, so Costa. Zur generellen Verkehrsbelastung auf der Brenner-Trasse erklärte der technische Direktor, dass weltweit die Verkehrsflüsse über die Kosten reguliert würden. Solange die Mautgebühr im Vergleich zu anderen alpenquerenden Verbindungen die günstigste sei, werde der Brennerkorridor weiterhin die frequentierteste Strecke bleiben. Auf die Höhe der Mautgebühr habe die Autobahngesellschaft allerdings keinen Einfluss, dies wird von staatlicher Seite vorgegeben. Das Konzept, das von Landeshauptmann Arno Kompatscher vorgeschlagen wird und die Miteinbeziehung einer Umwelt-Maut vorsieht, sei seiner Meinung nach zu begrüßen: Wer die Umwelt belaste, müsse auch entsprechend zur Kasse gebeten werden.
KI für die Autobahn
Einen Ausblick auf die Zukunft gab Carlo Costa in seinen Schlussworten. Auf der in den 60er Jahren erbauten Autobahn seien heute dreimal soviel Fahrzeuge unterwegs wie ursprünglich geplant und die A22 sei an ihren Kapazitätsgrenzen. Um den Verkehrsfluss sicher und effizient aufrecht zu erhalten, seien deshalb intelligente Lösungen gefragt. Mit dem Ausbau des 5G-Netzwerkes und der technischen Entwicklung der Fahrzeuge sei ein Kommunikationssystem in Planung, in dem die am Verkehr teilnehmenden Fahrzeuge nicht nur mit der Infrastruktur der Autobahn kommunizieren, sondern auch untereinander. Damit könnten Stausituationen vermieden und die Verkehrsflüsse besser gesteuert werden.