Gesellschaft
Beitrag aus der Seelsorgeeinheit
05.12.2021
Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diese Zeilen lesen, dann sind wir schon mitten im Advent. Für viele ist das die schönste Zeit im Kirchenjahr, führt uns der Advent doch auch zum schönsten Fest des Jahres. Aber der Advent stellt uns doch auch vor eine Zerreißprobe. Eigentlich sollte der Advent eine besinnliche Zeit sein. In Wirklichkeit bringt er uns eine Betriebsamkeit, die uns gefangen hält und vom eigentlichen Sinn dieser Vorbereitungszeit ablenkt.
Advent heißt Ankunft, und wir alle wissen, wessen Ankunft gemeint ist: Die Ankunft Jesu vor 2000 Jahren. Josef Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., hat das einmal so formuliert: Advent heißt begonnene Anwesenheit Gottes in unserer Welt, die mit der Geburt Christi ihren Anfang genommen hat, dass Gott also verborgenerweise schon gegenwärtig ist. Zum anderen erinnert er uns daran, dass die Anwesenheit Gottes eben erst begonnen hat, noch nicht vollendet ist, sondern im Wachsen und Reifen. Diese Anwesenheit Gottes erfolgt durch die Glaubenden, durch die er sein Licht in die Finsternis der Welt hineinleuchten lassen will.
Zwei Gestalten sind es besonders, die uns dabei durch den Advent begleiten: Johannes der Täufer und Maria. Johannes ist der Vorläufer, der auf Jesus als den kommenden Messias hinweist, ihm sozusagen den Weg bereitet. Und Maria ist die Adventsgestalt schlechthin, hat sie doch durch ihr Ja die Ankunft Jesu in der Welt erst möglich gemacht. Für mich ist aber auch der hl. Josef eine durchaus adventliche Erscheinung, auch wenn er erst am Heiligen Abend etwas versteckt und ohne je ein Wort zu sagen in der Krippe auftaucht . Ohne Josef wäre Weihnachten nicht möglich gewesen, ohne sein Ja zu durchkreuzten Lebensplänen, zu Flucht und Obdachlosigkeit hätten Maria und Jesus nicht überlebt.
Die Volksfrömmigkeit hat sich aber auch noch andere Gestalten als Begleiter durch den Advent gewählt, weil sie symbolhaft für die Werte des Advent stehen. Ich erinnere hier nur an die heilige Barbara am 4. Dezember, die mit ihrem Wunder der Blüte mitten im Winter darauf hinweist, dass das Leben weiter geht. Die populärste Gestalt des Advent ist bei uns wohl der heilige Nikolaus, der die Botschaft von Johannes ganz konsequent umgesetzt hat: er hat den Weg aus der Not gewiesen (Ev.3. Adventsonntag, Lk 3,10-18). Und nicht zuletzt die bei uns weniger bekannte heilige Luzia am 13.Dezember, deren Name schon auf ihre Aufgabe als Lichtträgerin hinweist, ein zutiefst adventliches Symbol.
So wünsche ich Ihnen einen gesegneten Advent.
Siegfried Siller