Kultur
Tage der Weiterbildung in Klausen
16.05.2022
Eineinhalb Tage lang drehte sich in Klausen alles um die vielfältige Arbeit der Bildung vor Ort.
"Bildungsausschüsse geben Impulse, bauen Brücken, vernetzen und schließen Lücken", so Landesrat Philipp Achammer beim diesjährigen Tag der Weiterbildung in Klausen. Gerade die Erfahrungen in der Pandemie hätten mit unserer Gesellschaft gemacht, sie hätten Brüche aufgezeigt, Schieflagen verstärkt und zu Spaltungen geführt. Dazu kämen aktuelle Herausforderungen, wie die Klimakrise, ein Krieg in Europa oder die Auswirkungen der Globalisierung. "Wie geht unsere Gesellschaft mit Krisen und Brüchen um? Solche Fragen können Bildungsausschüsse aufwerfen, aufgreifen und bearbeiten – und sie tun es auch", so Achammer.
Die Bildungsausschüsse sind keine typischen Vereine. Vor rund 50 Jahren entstand die Idee, mit den Bildungsausschüssen Bildung in den Dörfern zu stärken. Sie sollten nicht nur selbst Bildungstätigkeit organisieren, sondern die bestehende Bildungsarbeit der Vereine vor Ort unterstützen, koordinieren, Impulse setzen und dort, wo es notwendig ist, Angebot schaffen. Dafür werden sie finanziell mit einer an die Einwohnerzahl gebundenen Pro-Kopf-Quote vom Land und den Gemeinden, sowie inhaltlich und organisatorisch durch acht Bezirksservicestellen unterstützt. Darüber hinaus gibt es kein einheitliches Profil der 143 Bildungsausschüsse. Sie sind so vielfältig wie die Ortschaften selbst und die Menschen, die dort leben.
Individuell und vielfältig
Einen Einblick in die Vielfalt gab auch die Ideenmesse, mit der die Bezirksservicestellen beispielhafte Projekte der Bildungsausschüsse vorgestellt haben: Zum Beispiel einen Bildungsüberfall, bei dem mit lustigen Postkarten auf eine besondere Verkehrsproblematik aufmerksam gemacht wurde oder mit einer Brot- und Mehlkarte auf plastische Weise in Erinnerung gerufen wurde, welche Not die Bevölkerung Tirols im Ersten Weltkrieg gelitten hat; ein mehrsprachiges "Dorfblattl", das Historisches sowie aktuelle Themen und Termine für die Bevölkerung zusammenfasst oder gelungene Jahresprogramme, die die Zusammenarbeit der verschiedenen Vereine vor Ort stärken.
Dass es bei der Bildungsarbeit nicht immer darum geht, stets neue oder extravagante Themen zu suchen, darauf ging der Kunsthistoriker und Stadtarchivar der Stadt Klausen, Christoph Gasser, in seinem Impulsreferat ein. Auf unterhaltsame Art zeichnete er unter anderem anhand Albrecht Dürers bekanntem Stadtstich "Das große Glück" nach, dass auch gut bekannte Themen mit einem neuen Blick interessante Erkenntnisse bringen können.
Bildungsarbeit vor Ort ist vorrangig Freiwilligenarbeit. Um die Ehrenamtsarbeit, um die Motivation und Koordinierung der Ehrenamtlichen vor Ort ging es im Vortrag von Thomas Garber, Leiter des Tiroler Bildungsforums. Das Tiroler Bildungsforum betreut rund 500 Ehrenamtliche, die in den Bereichen Erwachsenenbildung, Dorfchroniken und Natur und Umwelt tätig und ähnlich strukturiert sind wie die Südtiroler Bildungsausschüsse. "Ein Pauschalrezept für Ehrenamtskoordinierung gibt es nicht", so Garber. Er teilte mit den Anwesenden aber verschiedene Überlegungen darüber, was Menschen dazu bewegt, sich ehrenamtlich zu engagieren, wie sich das Ehrenamt mit dem Wandel der Zeit verändert – nicht nur, aber verschärft durch die Corona-Pandemie – und gab Anregungen, wie Ehrenamtliche für bestimmte Aufgaben gewonnen und motiviert werden können.
Motivierend waren auch die vier Workshops, die den rund 50 Teilnehmenden konkrete Impulse für Bildungsthemen und Umsetzungsmethoden aufzeigten.
Das Landesamt für Weiterbildung organisiert seit 50 Jahren den Tag der Weiterbildung, um neue Impulse zu erhalten, sich auszutauschen und die Erwachsenenbildung untereinander zu vernetzen. Neben den hauptamtlich organisierten Weiterbildungseinrichtungen und Bildungshäusern sind die ehrenamtlich organisierten Bildungsausschüsse eine wichtige Säule dieses Bildungsbereichs. Die Ergebnisse und Inhalte der Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden sollen noch heuer in einer Tagungsdokumentation veröffentlicht werden.
(red/jw, Foto: LPA/Astrid Crepaz)