Wirtschaft
Agri-Camping: „Überall, warum bei uns nicht?“
15.08.2022
Die Situation der Südtiroler Bergbauern ist aufgrund der explodierten Kosten nach wie vor kritisch. Der Abgeordnete der Landtagsfraktion Perspektiven Für Südtirol Peter Faistnauer hat vor kurzem einen Vorschlag zur Ermöglichung von Camping auf dem Bergbauernhof eingebracht. Zwar mehrheitlich abgelehnt, zeigt die angeregte Diskussion allerdings deutlich, dass die Thematik sehr wohl einer vertiefenden Auseinandersetzung bedürfte.
„Angesichts der dramatischen Verschärfung der Situation sind die ausgearbeiteten Maßnahmen der SVP-Bauernvertreter zur Erhaltung der Berglandwirtschaft bei Weitem unzureichend, wie man laufenden Medienberichten entnehmen kann“, so Peter Faistnauer. Um drohendem massivem Höfesterben entgegen zu wirken, brauche es dringend Greifbares. Würde man die rechtliche Grundlage vorsehen, um den Südtiroler Bergbauern die Schaffung eines Zuerwerbs über Agri-Camping zu ermöglichen, wäre eine zusätzliche Einnahmequelle zu geringen Kosten sofort umsetzbar.
Das Modell des Agri-Camping wird in vielen Nachbarländern bereits umgesetzt. Bergregionen wie Piemont und Vorarlberg ermöglichen Camping auf Bauernhöfen und konnten die Hürde der Befahrbarkeit von Gebirgsstraßen für Campingfahrzeuge meistern, die in der Diskussion in Südtirol immer wieder aufgeworfen wird. „Genauso wird man sich wohl in Österreich und auch in der Schweiz Gedanken um das Landschaftsbild gemacht haben. Was, wenn man wenige Stellplätze gegenüber Bettenburgen in die Waagschale werfen würde? Mit Weitblick liegt bei unseren Nachbarn der Fokus jedenfalls auf naturnahem Campen, lokalen Produkten und Nachhaltigkeit. Auch die Bayern ziehen nach und arbeiten aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage eine Gesetzesänderung aus“, meint Faistnauer.
Agri-Camping trifft auch in Südtirol auf hohen Konsens und wurde vom SBB bereits mehrfach vorgebracht. Kann es sich die Südtiroler Landesregierung noch immer leisten, eine solche Möglichkeit zu verwerfen? Der Zuerwerb mittels Agri-Camping könnte einer Regelung folgen, die sich an den Vorgaben für UaB orientiert: nur für Bergbauernhöfe, limitierte Stellplätze, auf die Saison beschränkt, in unmittelbarer Hofnähe. Corona hat die Beliebtheit von Campingurlaub weiter verstärkt. Dabei könnte man dem Wildparken in der himmlischen Landschaft besser mit der Schaffung verträglichen Möglichkeiten als durch Verbote, die beträchtliche Grauzonen öffnen, entgegen treten und dabei auch noch den Bergbauern helfen.
„Bei einem aktuellen Stand von circa 4.500 Milchviehbetrieben kann Südtirol es sich nicht leisten, weitere zu verlieren. Die weitreichenden Folgen würden erst mit der Zeit spürbar werden. Alle erdenklichen Möglichkeiten müssen in Betracht gezogen und unter diesen veränderten Gegebenheiten neu evaluiert werden. Mittels Agri-Camping wäre sehr kurzfristig Hilfe in der schweren Krise möglich“, so der Abgeordnete Peter Faistnauer.