Am 9. Mai 1525 begann der Tiroler Bauernaufstand mit der Befreiung des zum Tode verurteilten Fischers Peter Pässler in Brixen. Nur drei Tage später, am 12. Mai 1525, wurde das Kloster Neustift von rund 5.000 aufgebrachten Bauern und Stadtbewohnern geplündert. Für die Gemeinschaft der Augustiner Chorherren, die seit 1142 an diesem Ort leben und wirken, war dies eine erschütternde Zäsur.
„Die Wut der Bauern hatte gute Gründe: soziale Ungleichheit, Missstände in der Kirche und das System der Grundherrschaft. Heute geht es uns um Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung – das bleibt unser Maßstab, erklärte Prälat Eduard Fischnaller bei der Eröffnung der Ausstellung im Museum Kloster Neustift.
Ein besonderer Reiz der Ausstellung liegt in ihrer Verortung inmitten der historischen Schauplätze. Museumskurator Hanns-Paul Ties betonte: „Die Engelsburg war dasjenige Gebäude des Klosters, das von den Aufständischen am stärksten beschädigt wurde. Zudem sieht man vom Obergeschoss auf weitere Standorte, die im Zuge der Plünderung von Bedeutung waren, so zum Beispiel auf die alte Schmiede.“
Ein Highlight der Ausstellung ist die audiovisuelle Installation in der Michaelskapelle der Engelsburg– ein beeindruckender Jacquard-Teppich von Elisa Grezzani und Lorenz Masé, die im Rahmen eines Wettbewerbs – organisiert gemeinsam mit dem Südtiroler Künstlerbund – als künstlerischer Beitrag ausgewählt wurde.
Verbindung zur Gegenwart und Spannungsfelder in der Landwirtschaft
Ein Ausstellungsraum im Stiftsmuseum ist dem Thema Landwirtschaft in Neustift in der Gegenwart gewidmet. Stiftsverwalter Fabian Schenk unterstrich: „Während vor 500 Jahren die Bauern unter dem System der Grundherrschaft unfrei waren, stehen auch heutige landwirtschaftliche Betriebe in komplexen Abhängigkeiten. Ob Weingut, Obstbau oder Forstwirtschaft – wir bewegen uns ständig im Spannungsfeld zwischen Marktdruck, gesetzlichen Regelungen, Ansprüchen der Konsumenten und Rentabilitätszwängen. Die Form der Unfreiheit hat sich verändert, aber auch moderne Landwirtschaftsbetriebe sind keineswegs so unabhängig, wie man vielleicht annehmen möchte.“
Seit kurzem gibt es im Bildungshaus Kloster Neustift das Zentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), um über Bildung und Befähigung einen Beitrag zur ökologischen Transformation – und damit zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten.
Die Ausstellung im Museum Kloster Neustift ist von Montag bis Samstag bis 31. Oktober von 10.00 bis 17.00 Uhr zugänglich.