In der Handelskammer Verona fand am Mittwoch (5. November) die jährliche Vollversammlung der Brenner Corridor Platform (BCP) statt. Internationale Vertreter aus dem Bahnsektor diskutierten über die Fortschritte und Ergebnisse der Expertengruppen, die darauf hinarbeiten, bis zur Eröffnung des Brenner Basistunnels und seiner Zulaufstrecken einen nahtlosen, interoperablen und harmonisierten Zugbetrieb entlang der Achse München-Verona sicherzustellen.
Nach den Grußworten des Bürgermeisters der Stadt Verona, Damiano Tommasi, und des Präsidenten der Provinz Verona, Flavio Massimo Pasini, führte der Europäische Koordinator und BCP-Vorsitzende Pat Cox durch die Veranstaltung.
Einheitlicher Europäischer Eisenbahnraum als Ziel
Die Umsetzung eines vollständig interoperablen Korridors zählt zu den zentralen Zielsetzungen der BCP. Im Rahmen des von Europäischen Kommission initiierten Brenner-Pilotprojekts wurden bereits konkrete Lösungen für einheitliche Bremsvorschriften, die Abschaffung der zweiten Person in der Lokführerkabine in Italien sowie die Reduktion bestehender Grenzkontrollen entwickelt.
Der Brenner-Korridor, der zwei Staatsgrenzen umfasst, dient als idealer Testkorridor für die Umsetzung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraumes, welcher seitens der Europäischen Kommission vorangetrieben wird.
Der Grenztunnel als Chance: Grenzüberschreitender Betrieb ohne Barrieren
Mit dem Bau des unterirdischen, grenzüberschreitenden Brenner Basistunnels entfällt der bislang notwendige Halt an der Grenze. Um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, arbeiten Expertinnen und Experten aus Deutschland, Österreich und Italien gemeinsam mit den europäischen Institutionen an harmonisierten Betriebsvorschriften. Durch eine länderübergreifende Analyse wurden insgesamt 60 Betriebsregeln für Lokführer in den drei Ländern verglichen. Während etwa die Hälfte der bestehenden Normen aufgrund der bestehenden grenzübergreifenden Homogenität keiner Anpassung bedurften, wurde für 36 nationale Normen konkrete Harmonisierungsvorschläge erarbeitet und den national-verantwortlichen Stellen zur finalen Implementierung übermittelt. Diese Maßnahmen sollen Effizienz und Sicherheit im grenzüberschreitenden Bahnverkehr signifikant steigern und betriebliche Hürden dauerhaft abbauen.
Terminals als zentraler Schlüsselfaktor
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Versammlung lag auf der Rolle der Terminals entlang der Achse. Sie gelten als Bindeglieder in der Transportkette und spielen sowohl hinsichtlich der Kapazitätssteigerung als auch für die Erreichung der nahtlosen Interoperabilität eine entscheidende Rolle.
Fortschritte beim Ausbau der Infrastruktur
Als BCP-Vorsitzender dankte der Europäische Koordinator, Pat Cox, den über hundert anwesenden Bahnexperten für ihr Engagement: „Dank der intensiven, konstruktiven und länderübergreifenden Zusammenarbeit wurden zentrale, abgestimmte Expertenlösungen erarbeitet. Diese müssen nun von den verantwortlichen Stakeholdern zeitnah umgesetzt werden, um bereits vor der Inbetriebnahme des BBT und seiner Zulaufstrecken, die Effektivität des Korridors spürbar zu steigern.“
Die Brenner Corridor Platform
Die Grundlage der Arbeiten der Brenner Corridor Platform stellt die gemeinsame Absichtserklärung zur Realisierung des Transeuropäischen Kernnetzkorridors Skandinavien-Mittelmeer dar. Diese wurde im Jahr 2018 zwischen den Transportministern der drei Mitgliedsstaaten, den Vorständen der Bahnen sowie der Ländervertreter entlang des Brenner Korridors unterzeichnet.
Unter dem Vorsitz des Europäischen Koordinators, Pat Cox, arbeiten diverse Fachexperten der drei Ministerien, der drei Bahnen, der Eisenbahnverkehrsunternehmen, sowie der Länder in fachspezifischen Arbeitsgruppen. Die erklärte Zielsetzung besteht darin, den Brenner Korridor München-Verona als einheitlichen Korridor zu betrachten, um ganzheitliche Lösungsansätze für die Verlagerung des Schwerverkehrs zu implementieren.
Foto © BCP