Es ist wohl zum Fest mit dem stärksten Außenwert geworden: winterliche Dekoration, geschickt platzierte, an unsere Emotionen rührende Werbung, jahreszeitlich abgestimmte, seichte Beschallung, der gesellige Glühwein auf dem Christkindlmarkt, Weihnachtsessen mit der Firma und dem Verein und die immer größer und teurer ausfallenden Geschenke für unsere Lieben. Wir hetzen uns ab, geraten in den berüchtigten Weihnachtsstress und haben kaum Zeit, wirklich einmal innezuhalten und nachzuspüren, was Weihnachten tatsächlich ist.
Jetzt wollen wir einmal nicht davon reden, dass niemand den genauen Zeitpunkt von Jesu Geburt kennt. Weihnachten ist auf jeden Fall eine vorzügliche Gelegenheit, um einmal unseren Alltag ein wenig langsamer angehen zu lassen, um mehr nach innen zu blicken und mehr in die Verbindung mit Gott in unserer Seele zu gehen.
Lasst es uns dieses Jahr anders machen. Wir können uns dazu entscheiden, weihnachtlich zu handeln: ein Lächeln für die geplagte Kassiererin im Geschäft, ein verständnisvoller Blick für die Mutter, deren kleines Kind haltlos brüllt. Eine Tür aufhalten für den Nachkommenden, auch wenn ich in Eile bin. Es kostet so wenig, Hilfsbereitschaft und Wertschätzung im Kleinen zu beginnen. Vielleicht üben wir uns in Nachsicht am besten dann, wenn uns unsere weihnachtliche Geduld zu verlassen droht: wenn die Schlange an der Kasse unerträglich lang ist. Oder wenn wir am liebsten aus dem Auto einem anderen Autofahrer hinterhermaulen würden. Oder wenn …
Und warum sollten wir damit warten bis Weihnachten? Fangen wir doch gleich heute schon an und lassen wir das andauern bis weit über das Neue Jahr hinaus, am besten bis zum nächsten Weihnachten und weiter und weiter. Dann hat Weihnachten einen echten Sinn, nämlich den Frieden und die Liebe, von denen Jesus gesprochen hat, hier auf Erden zu vermehren und das Licht Gottes auf der Welt weiterzutragen.
Besser als der folgende Text aus Brasilien kann ich es nicht ausdrücken:
„Jedes Mal,
wenn zwei Menschen einander verzeihen,
ist Weihnachten.
Jedes Mal,
wenn Ihr Verständnis zeigt für Eure Kinder,
ist Weihnachten.
Jedes Mal,
wenn Ihr einem Menschen helft,
ist Weihnachten.
Jedes Mal,
wenn ein Kind geboren wird,
ist Weihnachten.
Jedes Mal,
wenn Du versuchst, Deinem Leben
einen neuen Sinn zu geben,
ist Weihnachten.
Jedes Mal,
wenn Ihr einander anseht,
mit den Augen des Herzens,
mit einem Lächeln auf den Lippen,
ist Weihnachten ...“
Frohe Weihnachten!
Barbara Kinzner, Gossensaß