Am vergangenen Freitag (17. Jänner) fand in Kematen eine Bürgerversammlung statt, in deren Rahmen das Entwicklungskonzept für das Pfitscher Hochtal vorgestellt wurde. Der volle Saal im Sporthaus in der Grube zeugte vom großen Interesse der Pfitscher. Neben den politischen Vertretern der Gemeinde waren auch Florian Mair, Direktor der Tourismusgenossenschaft Sterzing-Pfitsch-Freienfeld und seine Mitarbeiter sowie Mirjam Lanz von IDM anwesend.
Im Anschluss an die Vorträge von Bürgermeister Stefan Gufler, Vize-Bürgermeister David Volgger, Edith Seidner-Tschöll und Maria Rabensteiner, die über die abgeschlossenen und noch anstehenden Projekte der Gemeindeverwaltung berichteten
(siehe dazu den Bericht über die Bürgerversammlung in Wiesen am 22. Oktober 2019), stellte Greti Ladurner, Marketingexpertin im Bereich Tourismus, das Entwicklungskonzept für Pfitsch vor. Dieses wurde u. a. mit Leader-Geldern finanziert und entstand in Zusammenarbeit von IDM, der Gemeinde Pfitsch und der TG Sterzing-Pfitsch-Freienfeld.
Wie Ladurner erklärte, hatte es in den vorangegangenen Monaten mehrere Treffen mit den Vertretern der verschiedenen Verbände und Vereine gegeben. Weiters führte die Marketingexpertin Interviews mit Einheimischen, um die Besonderheiten des Tales kennenzulernen. Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse stellte Ladurner ein Konzept vor, das sie als
Philosophie der kleinen Schritte bezeichnete. Wichtig seien machbare Vorschläge und Maßnahmen – keine großen Visionen, die nicht umsetzbar sind. Relativ schnell habe sich in den verschiedenen Gesprächen gezeigt, dass vor allem im Tourismus Potential für eine wirtschaftliche Entwicklung stecke, erklärte Ladurner. Vor die Herausforderung gestellt, mit vielen anderen Urlaubsdestination konkurrieren zu müssen, liege die Schwierigkeit nun darin, eine eigene Marke „Pfitsch“ aufzubauen. Gelingen könne das mit einem ursprünglichen, einfachen, aber qualitätvollen Angebot und in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft. Die Bauern könnten den Gästen vermitteln, woher ihre Lebensmittel eigentlich stammen und ihnen beispielsweise demonstrieren, wie Butter hergestellt wird – etwas, das sie nicht überall zu sehen bekämen. Letztendlich, so Ladurner, könnte sich die vermeintliche Rückständigkeit des Tales als große Chance herausstellen. Zusammengefasst sollte sich das Pfitschtal als Kraftplatz für Liebhaber von unberührten Naturlandschaften präsentieren, wobei an erster Stelle die Bedürfnisse der Einheimischen stehen und der weitere Fokus auf die nähere Umgebung und die Touristen von Außerhalb gerichtet werden soll.
Einige kleine Sch
ritte und Aufgaben sind bereits in Planung bzw. Umsetzung. Derzeit ist die TG auf der Suche nach einem Regionalentwickler, der sich um die Umsetzung des Konzeptes kümmern und als fixe Ansprechperson fungieren soll. Finanziert wird die Stelle von der Gemeinde Pfitsch.
Bei jenen Betrieben, die UaB anbieten und wo der Gast Urlaub und Landwirtschaft erleben kann, soll die Eigeninitiative geweckt werden. Die Rahmenbedingungen dafür werden die TG, IDM und die Gemeinde schaffen. Vor diesem Hintergrund führt IDM eine Benchmark-Analyse bei vergleichbaren Destinationen im Alpenraum durch. Demnächst wird eine Studienreise nach Villgraten in Osttirol, das ähnlich strukturiert wie das Pfitscher Hochtal ist, organisiert. Dabei sind Betriebsbesichtigungen und Gespräche mit Unternehmern geplant. Eine weitere Info-Veranstaltung ist mit Vertretern des Bauernbundes geplant, die sich um UaB-Betriebe kümmern. Geprüft wird weiters das Konzept eines Hofladens.
Um als Urlaubsdestination erfolgreich zu sein, müsse verstärkt auf ein ansprechendes Erscheinungsbild, das derzeit nicht überall gegeben ist, Wert gelegt werden. Zum einen sollen die Gemeindeflächen besser gepflegt werden und es gibt bereits Überlegungen, im Rahmen eines Wettbewerbes, periodisch die schönste Hofstelle auszuzeichnen, um Anreize für die Bevölkerung zu schaffen. Angedacht ist ebenfalls eine Aufwertung des Bachufers in St. Jakob.
Bzgl. Freizeitangebot soll ein Skiverleih in der Sportbar, die seit Kurzem wieder geöffnet ist, eingerichtet werden. Geprüft wird die Möglichkeit, ob eine Skischule auch im Hochtal Kurse anbieten kann. Beschilderungen sollen erneuert und eine Haltestelle beim Sportplatz eingerichtet werden. Weiters soll ein neuer Höhenweg entstehen.
Im Anschluss an die Präsentation ergriff Florian Mair, Direktor der TG Sterzing-Pfitsch-Freienfeld, das Wort und hob den Wert des Regionalen hervor. „Wenn jeder die Lebensmittel aus der Region bezieht und sozusagen bei seinem Nachbarn einkauft, bleibt die Wertschöpfung in der Region. Man muss immer wieder darauf hinweisen, um die Einstellung der Menschen zu verändern“, so Mair. Er berichtete von seiner Studienfahrt nach Villgraten, in deren Rahmen er einige Betriebe besichtigen konnte. Eine weitere Fahrt sei im Frühjahr geplant, wozu er alle Interessierte einlud. Er berichtete ebenfalls, dass die Stelle für einen Regionalentwickler bereits ausgeschrieben wurde. Dieser soll zukünftig als Ansprechspartner für die Betriebe des Pfitscher Hochtal fungieren.
Greti Ladurner bedankte sich abschließend bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe: Florian Mair, Direktor der TG Sterzing-Pfitsch-Freienfeld, Martina Wieser, Andrea Wieser, Philipp Obermüller, Erwin Astenwald, Verena Angerer, Margareth Unterkircher, Veronika Tötsch, David Volgger, Paul Hofer, Florian Holzer, Egon Hofer, Christian Wolfsgruber, Thomas Parschalk und Mirjam Lanz.
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