Gesundheit
Immunologe Bernd Gänsbacher klärt auf
28.03.2020
Die Landespresseagentur hat aus der Not eine Tugend gemacht und ist statt einer rein für Journalisten öffentlich zugänglichen Medienkonferenzen auf eine virtuelle übergegangen. Journalisten aus ganz Südtirol können daran teilnehmen und den jeweiligen Referenten Fragen stellen. In der Zwischenzeit hat auch der RAI Sender Bozen damit begonnen, die Konferenzen live zu übertragen, damit auch die breite Öffentlichkeit daran teilnehmen kann. Die Medienkonferenzen beginnen täglich um 16.30 Uhr, heute (28. März) wird neben Landeshauptmann Arno Kompatscher Gesundheitslandesrat Thomas Widmann die neuesten Entwicklungen zur Corona-Pandemie bekannt geben.
Im Rahmen der gestrigen Konferenz klärte der bekannte Immunologe Bernd Gänsbacher die Zuschauer über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf. Derzeit gebe es eine Informationssperre der Ärzte in Bergamo, aus persönlichen Gesprächen mit Kollegen in der dortigen Region wisse er jedoch, dass das Gesundheitssystem vollkommen zusammengebrochen sei, so Gänsbacher. Viele Ärzte und Mitarbeiter des Sanitätspersonals seien inzwischen infiziert, viele Ärzte sogar am Virus verstorben, und man stehe vor der Situation, dass von den Krankenhäusern die größte Gefahr ausgehe, sich mit dem Virus zu infizieren. „Wenn wir kein zweites Bergamo wollen, müssen wir uns an die Vorgaben halten“, warnte Gänsbacher eindringlich. Deshalb müsse er in der derzeitigen Situation jedweden Fragen nach einer Lockerung der Restriktionen entschieden widersprechen.
20 Tage
Das Virus braucht einen Wirt, um zu überleben. Im menschlichen Organismus kann das COVID-19 Virus rund 20 Tage überleben. Dabei ist die Viruslast am Tag eins, rund ein bis zwei Tage vor Auftreten der ersten Symptome, am höchsten, erklärte der Immunologe. Als Hauptüberträger des Coronavirus konnte man die 20- bis 30-Jährigen ausmachen, die über keinerlei Symptome klagen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich an das „Social Distancing“ zu halten und jedwede Kontakte zu vermeiden. „Es hängen genügend junge Menschen an den Beatmungsgeräten, insofern ist es falsch zu glauben, dass es nur die älteren Menschen und jene trifft, die bereits an Vorerkrankungen gelitten haben“, warnte Gänsbacher.
Bald serologische Tests
„Das Virus wird seinen Weg gehen und das Problem kann letztendlich nur durch einen Impfstoff gelöst werden“, erklärte der Wissenschaftler. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, um die Restriktionen zu lockern, sei deshalb sehr schwierig. In China, wo man begonnen hat, das öffentliche Leben wieder hochzufahren, registriere man nun wieder ein neuerliches Auftreten von Infektionsherden in Hongkong und Macau. Deshalb müsse man gezielt einschreiten, wenn neuerliche Infektionen auftreten. „Wir haben den Peak noch nicht erreicht“, so Gänsbacher, betonte aber, dass er das Gefühl habe, dass Südtirol gut aufgestellt sei. Voraussichtlich werde die Infektionsspitze in Italien Mitte April erreicht werden, Südtirol hinke in der Entwicklung etwas hinterher. Wichtig zum jetzigen Zeitpunkt sei, die Maßnahmen strikt durchzuhalten. Gänsbacher wies auch darauf hin, dass demnächst serologische Antikörper-Tests zur Verfügung stehen werden. Durch Blutuntersuchungen kann festgestellt werden, wer bereits am Virus erkrankt und damit immun gegen eine neuerliche Infektion ist. „Solche Unteruchungen sind sehr wichtig“, betonte Gänsbacher, „denn damit können wir feststelle, wer an die vorderste Front geschickt werden kann, wenn das Virus wieder auftritt.“
Die Videokonferenz und den Beitrag von Dr. Bernd Gänsbacher können Sie sich in voller Länge im Video ansehen.