Verkehr
Ein großes Lob an die Sterzinger
31.03.2020
Vor vier Wochen noch schien das größte Problem in Sterzing jenes der Straßensperren vor Schulbeginn und nach Schulende zu sein - nun mitten in Zeiten der Corona-Pandemie muss die Stadtpolizei Sterzing andere Prioritäten setzen.
Im Gespräch mit dem Erker spricht Egon Bernabè, Kommandant der Stadtpolizei Sterzing, den Sterzingern ein großes Lob aus: „Sie und die Wipptaler allgemein halten sich an die Regeln!“
Auch für die Stadtpolizei gestaltet sich die derzeitige Situation schwierig. Wie die Bevölkerung werden auch die Beamten durch die Änderungen vor immer neuen Herausforderungen gestellt und versuchen, vor allem den Bürgern zu helfen. Die aktuellen Eigenerklärungen, inzwischen die vierte, müssten in der Regel zwar von jedem Bürger mitgeführt werden, aber nicht jeder verfügt über einen Drucker oder Internet. In solchen Fällen teilen die Beamten die Eigenerklärungen, die übrigens auch beim Meldeamt in der Ralsergasse Nr. 2 erhältlich sind, aus. „80 Prozent unserer Tätigkeit entfällt inzwischen auf Kontrollen, ob sich die Bürger an die Verordnungen halten“, erklärt Bernabè. Der Aufwand sei der gleiche geblieben, jedoch alle sonstigen Tätigkeiten, wie beispielsweise Park- und Geschwindigkeitskontrollen oder Kontrollen an Markttagen, sind zum Erliegen gekommen. Glücklicherweise, so der Stadtkommandant, hat es bei den Bediensteten der Stadtpolizei keine Ausfälle durch Urlaube oder Krankenstände gegeben.
Herr Bernabè, halten sich die Sterzinger Bürger an die Verordnungen?
Egon Bernabè: Ich muss die Sterzinger, aber auch die Wipptaler insgesamt sehr loben. Die Leute halten sich an die Regeln, es gibt nur hin und wieder Unklarheiten, weil sich Vorgaben oft innerhalb kürzester Zeit ändern. Viele wichtige Informationen dringen nicht schnell genug zu den Menschen durch und so passieren Vergehen oft in gutem Gewissen. Der Wille ist zwar da, es fehlt aber die Klarheit. Viele verfügen nämlich über falsche Informationen.
Welche beispielsweise?
Am Beginn der Krise durfte man noch spazieren gehen, dann nicht mehr, man durfte noch einkaufen gehen, dann nur mehr in der eigenen Gemeinde. Viele Eltern glaubten, dass Spaziergänge mit den Kindern unternommen werden könnten, wenn nur die Abstandsregeln eingehalten würden. So waren viele Sterzinger in die Nachbargemeinde nach Wiesen oder auf den Radwegen unterwegs. Die Verordnung wurde jedoch verschärft und jetzt gilt die Vorgabe, in der unmittelbaren Nähe der eigenen Wohnung zu bleiben.
Sehr viel Unklarheit scheint es immer noch bei der Frage zu geben, wie weit man sich von seiner Wohnung entfernen darf.
Wir haben am 28. März vom Gemeindenverband ein klärendes Rundschreiben zu diesem Thema erhalten. Sinn der ganzen Anstrengungen ist es, die Ansteckungskette zu unterbrechen. Deshalb gibt es keine genaue Meterangabe, weil man unterscheiden muss, ob sich jemand auf einem entlegenen Hof, in einem Dorf oder im Stadtgebiet mit mehreren Wohnblocks in der Nähe aufhält. Die Nähe zum Wohnort wird auf dem Land anders definiert als im Stadtgebiet und man appelliert und zählt hier auf die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Bürger. Das Ziel ist, Kontakte zu vermeiden und anderen Menschen aus dem Wege zu gehen und je strenger wir uns daran halten, um so eher können wir wieder zum normalen Leben zurückkehren.
Wie sieht es bei der Eigenerklärung aus?
Hier stehen wir vor dem gleichen Problem. Die Vordrucke haben sich so schnell geändert, dass die Bürger kaum eine Chance hatten, sich die aktuelle Version zu besorgen und nicht jeder hat einen Drucker zuhause oder verfügt über Internet. Deshalb war es uns wichtig, immer die aktuelle Version der Eigenerklärung bei einer Kontrolle dabei zu haben und gegebenenfalls auszuteilen. Bei keiner Kontrolle wurde beanstandet, wenn beispielsweise jemand mit einer veralteten Version angetroffen wurde. Wir haben die Lage, in denen sich viele Menschen befinden, verstanden und treten hier als Freund und Helfer auf.
Wurden in Sterzing Strafen ausgestellt bzw. für welche Vergehen?
Wir haben bis jetzt nicht viele Strafen ausgestellt und in jenen Fällen, wo sie ausgestellt wurden, waren die Betroffenen nicht über Änderungen informiert oder haben einfach nicht überlegt gehandelt. Beispielsweise wollte jemand am Sonntag sein Auto in die Waschanlage bringen. Solche Sachen sind nicht notwendig und hier hört unser Verständnis dann auch auf.
Wie schützen Sie und Ihre Kollegen sich bei Ihrer Arbeit?
Der Zivilschutz hat uns Masken zur Verfügung gestellt, die wir immer tragen. Bei der Gelegenheit, möchte ich an alle appellieren, ebenfalls nur mit Masken das Haus zu verlassen. Es gibt zwar keine Vorschrift dazu, aber sie bieten zumindest einen gewissen Schutz.
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