Hotel- und Gastronomiebetriebe, Bars und Cafés zugesperrt, sämtliche Geschäfte mit nicht lebensnotwendigen Artikeln geschlossen, die Produktion im ganzen Lande heruntergefahren, Büroangestellte im Homeoffice, zahlreiche Bedienstete in Kurzarbeit oder entlassen. Kurzum: Der Wirtschaftskreislauf liegt aufgrund der Notverordnungen gegen die Ausbreitung des Covid-19-Virus darnieder. Das sportliche, kulturelle und soziale Leben ist gänzlich lahmgelegt. Demokratische Grundregeln zu unserem eigenen Schutz weitgehend eingeschränkt.
Die Menschen warten sehnlich auf Signale einer Besserung, hoffen, die Isolationsmaßnahmen mögen endlich helfen, eine schrittweise Rückkehr zum Alltag einsetzen. Doch Anzeichen dafür gibt es derzeit nur spärlich.
Wenige Tage nach dem Auftreten der ersten Covid- Fälle und nach der Ausbreitung des Infektionsherds in der Provinz Lodi in der Lombardei wurde auch in Südtirol am 24. Februar 2020 der erste Fall einer mit Covid-19-infizierten Person gemeldet.
Nach diesem ersten Infektionsfall ist die Anzahl der positiven Abstriche schnell exponentiell gestiegen. Der Höhepunkt der neuen Infektionsfälle scheint am 29. März erreicht worden zu sein. An diesem Tag wurden 123 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden gezählt, womit die Gesamtzahl der Infizierten in Südtirol auf 1.205 stieg.
Mittlerweile ist die Gesamtzahl der am Coronavirus Infizierten (Stand: 31.03.) in Südtirol auf 1.352 Personen gestiegen; 110 Menschen sind mit Covis-19 verstorben.
In der Grafik scheint ein Rückgang der täglichen neuen Fälle ablesbar zu sein, auch wenn die Entwicklung in den letzten Tagen leicht wachsend scheint.
Aus der Sicht der Südtiroler Wirtschaft könnten die mit Dekret festgelegten Beschränkungen zur Eindämmung des Virus sehr schwerwiegende Folgen haben, so das ASTAT in einer Aussendung.
Diese hängen weitestgehend von der Dauer der Schließung der Wirtschaftstätigkeiten und der Ausgangssperre für die in- und ausländische Bevölkerung hierzulande ab, da die heimische Wirtschaft in großem Ausmaß mit dem Tourismus verflochten ist.
Bei unseren Nachbarn in Nordtirol kommen zudem schwere Vorwürfe aus Deutschland hinzu, die zu einem nicht unerheblichen Imageproblem führen könnten.
Zudem können mögliche weitere Wellen der Epidemie nicht ausgeschlossen werden, welche die Wirtschaft erneut in die Knie zwingen und auch die Menschen davon abhalten könnten, kurz- und mittelfristig Urlaubsbuchungen vorzunehmen.
Unter diesen Vorzeichen wurden drei unterschiedliche Szenarien entworfen, um den wirtschaftlichen Verlust, d.h. die Auswirkungen auf das Südtiroler Bruttoinlandsprodukt (BIP), zu ermitteln.
Im ersten Fall wird davon ausgegangen, dass die nicht essentiellen Wirtschaftstätigkeiten für einen Monat ihre Aktivität einstellen; dann würde das BIP um 1,6 % sinken, bei zweimonatiger Schließung um 3,8 % und bei dreimonatiger Schließung um 5,6 %.
Abschließend sei festgehalten: Je länger die vollständige Schließung der Betriebe anhalten wird, desto zögerlicher wird sich die Wirtschaft erholen. Nimmt man eine Schließung von mehr als drei Monaten an, zeichnen sich besonders negative Entwicklungen ab, wobei auch ein Einbruch der Wirtschaftsleistung um 20 % möglich wäre.