Gesellschaft
Beitrag aus der Seelsorgeeinheit
31.12.2021
Es ist gut und mehr als recht, sich mit dem Neuen Jahr Vorsätze zu machen und sich Ziele zu setzen. Das eine und andere habe ich mir auch bewusst vorgenommen und will ich mir zu Herzen nehmen.
Weise und mit einer bestimmten Gelassenheit sagt dir dann doch hie und da ein Mensch: Nimm dir nicht zu viel vor, es kommt doch anders, als du es dir wünschst. Besonders dann, wenn man genau dies oder jenes erreichen oder haben will, wenn sich genau dies oder jenes verwirklichen und erfüllen müsste.
Einen guten Rat habe ich beim deutschen Schriftsteller Theodor Fontane gefunden. Er schreibt: „Immer die kleinen Freuden aufpicken, bis das große Glück kommt. Und wenn es nicht kommt, dann hat man wenigstens die kleinen Glücke gehabt.“
Die Jahresrückblicke in Radio, Fernsehen und Zeitung scheinen manchmal das Große zu brauchen, Sensationen und Wunder, mitunter sogar Skandale und Peinlichkeiten. Was wird 2022 dahingehend wieder alles zu bieten haben? Wovon werden die Jahresblicke am Ende dieses Jahres wieder reden? Wen werden sie der Welt vorführen? Was alles wird hergenommen, um der Welt zu sagen „Das war 2022“. Was bestimmt nicht vorkommen und was fehlen wird ist die Sensation, wenn zwei Menschen, die sich Jahre nicht mehr in die Augen sehen konnten, vielleicht in diesem Jahr wieder die Hände reichen? Die Welt wird auch nicht reden von den vielen „Wundern“ an Nächstenliebe hinter den Kulissen der Öffentlichkeit: vom Freiwilligen, der am Krankenbett eines Menschen wacht, um die Angehörigen wenigstens ein bisschen zu entlasten; vom Menschen, der so viel Gutes tut.
Auch in diesem Jahr wird im Alltag und im Verborgenen das „Wunder des Glaubens“ wieder seine Kreise ziehen: wenn Menschen sich in Ausweglosigkeit vom Glauben getragen wissen, sodass man nur staunen kann; wenn jemand sein Leben von Grund auf ändert, weil er sich von der Nähe Gottes heilsam berührt weiß; wo andere ihr Leben aufs Spiel setzen werden, damit andere leben können – einzig und allein aus Liebe zu Gott und den Menschen. Diese „großen Glücke“ des Alltags eines neuen Jahres, diese „Sensationen“ und „Wunder“ werden den gewohnten Jahresrückblicken vermutlich zu klein sein, als dass man von ihnen reden und berichten könnte.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Neues Jahr 2022 und dass Sie immer wieder von Neuem die kleinen Freuden des Lebens aufpicken, die ihnen begegnen.
Christoph Schweigl Dekan