Gesellschaft
150 Jahre Vinzentinum
23.10.2022
Im laufenden Schuljahr feiert das Vinzentinum in Brixen mit vielfältigen Aktionen seinen 150. Geburtstag.
Den Auftakt und ersten Höhepunkt bildet der große Festakt mit Bischof Ivo Muser und Landeshauptmann Arno Kompatscher am 28. Oktober um 17.00 Uhr im Parzival des Vinzentinums.
Das Jubiläum bietet Grund zum Feiern, ist aber auch Anlass, zurück sowie nach vorne zu blicken. Neben den zahlreichen geplanten Jubiläumsveranstaltungen sollen die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und die Visionsarbeit für die Zukunft viel Raum erhalten.
Mit der Schule feiert auch der Vinzentiner Knabenchor sein 150. Bestehen. Seine Hauptaufgabe war es ursprünglich, liturgische Feiern im Haus mitzugestalten, heute macht der Chor jährlich auch mehrtägige Kultur- und Konzertreisen ins europäische Ausland und hat bereits einige vielbeachtete Auftritte hinter sich; wie z.B. das halbstündige Konzert, das er im Jahr 2000 als erster Chor überhaupt im damals fünf Jahre alten Europaparlament gab. Daneben gibt es mit dem Projekt Stimmgewaltig eine wöchentliche Begabtenförderung für Grundschüler.
Kurzer geschichtlicher Rückblick
Das Vinzentinum ist am 2. Oktober 1872 als Bischöfliches Knabenseminar von Fürstbischof Vinzenz Gasser gegründet worden. Die im neuromanischen Stil des Historismus erbaute Schule zeigt sich nach außen kaum verändert, hat aber im Lauf der Zeit zahlreiche Veränderungen erlebt. Während des Ersten Weltkriegs waren Schule und Heim ausgelagert und das Haus als Lazarett genutzt worden. Nach der Annexion Südtirols durch Italien wurde der Schule 1924 das Öffentlichkeitsrecht entzogen, wodurch die Abschlussprüfungen nicht mehr anerkannt waren und nicht mehr zum Studium berechtigten. Zwei Jahre später wurde den österreichischen Schülern und Lehrern die Einreise verboten und es kam zur schmerzhaften Teilung der Schule: Ein kleiner Teil verblieb in Brixen, für den Großteil der Schüler und Lehrer wurde in Schwaz das Bischöfliche Gymnasium Paulinum gegründet. Die Lateranverträge machten das Vinzentinum 1929 aber dann zu einer der wenigen Bildungseinrichtungen in Südtirol, in denen auf Deutsch unterrichtet werden durfte. Im Zweiten Weltkrieg war das Vinzentinum erneut Lazarett, konnte aber bereits 1945 wiedereröffnet werden. 1968 wurde die Schule gesetzlich anerkannt und 2003 schließlich den öffentlichen Schulen gleichgestellt. Seit 1996 gibt es neben dem Klassischen Gymnasium und der Normalmittelschule auch eine Musikmittelschule am Vinzentinum, die in den regulären Unterricht Musiktheorie sowie Instrumental- und Gesangstunden einbindet. Waren die Schüler ursprünglich ausschließlich Knaben und die Lehrer Geistliche, sind Mädchen heute nicht nur in der Schule, sondern seit 2013 auch im Internat willkommen und die Lehrerschaft besteht inzwischen zu 58 Prozent aus Frauen.