Sterzing ist die einzige Stadt in Südtirol, die eine Stadtchronik hat – eine zweisprachige noch dazu. Zu verdanken ist das der Chronikgruppe CRONICA rund um Josef Gasteiger. Am Mittwoch (19. November) wurden die Jahreschroniken 2016, 2017 und 2018 in der Stadtbibliothek vorgestellt.
Die Chronikgruppe CRONICA genießt in Sterzing große Wertschätzung; das brachten Bürgermeister Peter Volgger, Stadträtin Chiara Martorelli sowie Bibliotheksleiterin Karin Hochrainer in ihren Grußworten zum Ausdruck. Landeschronist Wolfgang Thöni zeigte sich erfreut über die Anerkennung, welche die Chronikarbeit in der Gemeinde genieße – das sei nicht überall der Fall. Der Wipptaler Bezirkschronist Roland Thaler nannte die Jahreschroniken „Werke gegen das Vergessen“.
Josef Gasteiger, Leiter der Chronikgruppe, blickte auf die Anfänge derselben zurück. Sie wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Fritz Karl Messner 2011 gegründet, auch Günther Ennemoser, langjähriger Chronist der Gemeinde Brenner, spielte eine wichtige Rolle. Die Chronistengruppe arbeitet ehrenamtlich; die Gemeinde stellt einen Raum zur Verfügung und kommt für Spesen und Druck auf. Der Chronikgruppe gehören neben Gasteiger Vizepräsidentin Martina Messner, Ciro Coppola, Kurt Dander, Stefan Frei, Josef Turin, Karl Mössner, Christa Salzburger, Elisabeth Delvai, Giulio Todesco und Erhard Holzer an. Messner erläuterte die Vorgangsweise bei der Erstellung der Chroniken. Rund 5.000 Stunden hat man für die drei Jahreschroniken 2016, 2017 und 2018 aufgebracht. Aufbauend auf Berichte von Tages- und Wochenzeitungen sowie des Erkerwird das Geschehen in Sterzing festgehalten; einer der Schwerpunkte ist die Bestandsaufnahme der urbanistischen Veränderungen.
Eine Besonderheit: Auch die Preisentwicklung wird dokumentiert. So kostete ein Liter Sterzinger Milch im Jänner 2013 noch 1,29 Euro, im November 2022 genau 1,54 Euro. Der Preis für ein Kilogramm Schwarzbrot stieg im selben Zeitraum von 4,80 auf 6,70 Euro.
Gasteiger erklärte humorvoll, dass man anhand der Jahreschroniken auch nachlesen könne, wie lang sich manche Vorhaben in der Gemeinde hingezogen hätten. Die Chroniken seien „ein Nachschlagewerk für spätere Generationen“. Schließlich überreichte er jeweils drei Jahreschroniken an Bürgermeister Volgger und Bibliotheksleiterin Hochrainer.
Alle Jahreschroniken seit 2012 liegen in der Stadtbibliothek auf. Die Chronikvorstellung wurde musikalisch gestaltet von einer Instrumentalgruppe der Musikschule Sterzing mit Sophia Plank (Gitarre), Annalena Kruselburger und Willi Tötsch (beide Ziehharmonika).
Im Rahmen der Chronikvorstellung sprach der Historiker Hans Heiss über die „Wichtigkeit der Chroniken“. Heutzutage werde die Vergangenheit oft als lästig empfunden, sagte er, weil sie der „dynamischen Zukunft“ den Weg versperre. Das sei aber kein Grund zur Entmutigung, „sondern wertet die Arbeit der Chronisten auf“. Ihre Arbeit wirke zwar örtlich gebunden, ihr Anspruch richte sich aber auf Größeres. Es gehe darum, „das Geschehene dem Vergessen zu entreißen und für die Zukunft zu sichern“ – Chronisten seien „Hüter der Zeit“. Zum Abschluss überreichte Heiss Bürgermeister Volgger eine Stadtchronik von Sterzing aus dem Jahr 1809.
Im Bild: Die Sterzinger Chronistengruppe bei der Vorstellung der Jahreschroniken mit Ehrengästen (von links): Ciro Coppola, Bezirkschronist Roland Thaler, Landeschronist Wolfgang Thöni, Christa Salzburger, Karl Mössner, Präsident Josef Gasteiger, Josef Turin, Bürgermeister Peter Volgger, Stefan Frei, Vizepräsidentin Martina Messner und Kurt Dander. Im Bild fehlen Elisabeth Delvai, Giulio Todesco und Erhard Holzer.