Tagung im Bildungshaus Kloster Neustift

Der Tourismus in Südtirol steht vor grundlegenden Entscheidungen. Das zeigte die Fachtagung „Tourismus am Scheideweg? Chancen für eine zukunftsfähige Entwicklung“, die kürzlich im Bildungshaus Kloster Neustift stattfand.

Fachleute aus den Bereichen Forschung, Beratung und Praxis verdeutlichten, wie eng wirtschaftliche Entwicklungen, ökologische Belastungen und soziale Fragen miteinander verknüpft sind.

Bettenkapazitäten, Energie-, Wasser- und Abfallaufkommen steigen kontinuierlich. Laut Philipp Corradini (Eurac Research) hängt die Zukunftsfähigkeit davon ab, inwieweit es gelingt, Belastungen zu steuern und die Lebensqualität der Bevölkerung zu sichern. „Touristische Überlastung ist häufig auf institutionelle Rahmenbedingungen zurückzuführen“, so Elisabeth Gsottbauer (Freie Universität Bozen). Langfristiger Schutz gelinge nur dort, wo Nutzungsrechte klar geregelt sind und lokale Gemeinschaften aktiv eingebunden werden. Matthias Fuchs ergänzte, dass Nachhaltigkeit mehr bedeute als einzelne Kriterien: Entscheidend sei, ob Wertschöpfung lokal verankert wird und faire Rahmenbedingungen entstehen. Reinhard Leitner (HGV-Unternehmensberatung) beschrieb betriebliche Herausforderungen durch Klimaveränderungen und neue Gästebedürfnisse. Hannes Waldmüller (IDM) stellte das auf GSTC-Kriterien basierende Nachhaltigkeitslabel vor, das einen umfassenden Wandel mit der lokalen Gemeinschaft im Mittelpunkt ermöglichen soll.

Konkrete Beispiele lieferten Kurt Resch vom Steineggerhof, der seinen CO₂-Verbrauch deutlich senken konnte und regionale Kreisläufe stärkt, sowie Karin Mühlsteiger vom Nature Haus in Pflersch, die Glaubwürdigkeit und Verantwortung als Grundlage ihres Unternehmens betonte. Markus Perger (Tourist.ai) stellte ein KI-Modell zur Analyse von Besucherströmen vor. Dolomites Ranger Ujep Runggaldier berichtete aus der Praxis und verdeutlichte, dass nachhaltige Besucherlenkung vor allem sozial und kulturell verankert sein muss.

Die Tagung machte sichtbar: Die Zukunft des Tourismus ist ein Zusammenspiel aus wissenschaftlicher Analyse, politischem Gestaltungswillen, betrieblicher Verantwortung und gesellschaftlicher Beteiligung.