Gesellschaft
Colors and Sounds of Gossywood
22.02.2020
Der Gossensasser Fasching hat eine lange Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert ist ein närrischer Umzug durch das Dorf dokumentiert. Auch in diesem Jahr ist wieder ganz Gossensaß auf den Beinen, um in die bunte Vielfalt von „Colors and Sounds of Gossywood“ einzutauchen.
Das närrische Treiben hat in Gossensaß eine lange Tradition. Wie in Aufzeichnungen der Volkskundlerin Marie Rehsener festgehalten ist, war das närrische Treiben im Dorf an der Brennerstraße bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt und ein Höhepunkt im Jahreslauf. So gab es bereits damals Umzüge durch das Dorf, auch wenn nicht bekannt ist, in welchem Ausmaß diese stattgefunden haben. Auch allerhand „Weisheiten“ sind aus dieser Zeit überliefert: Am „Fraßmuntig“ (Fasnachtsmontag) etwa müssen die Bauern vor dem Frühstück neun Suppen und Butter essen, um Mut zu bekommen. Übriggebliebenes Sauerkraut soll an diesem Tag den Hennen gegeben werden, damit der Hahn der Herrscher bleibe.
Um 1900 wurde fast jährlich ein Faschingsumzug durchgeführt. Am 26. Februar 1905 wurde er fotografisch festgehalten. Überliefert sind auch Faschingsumzüge in der Zwischenkriegszeit in den Jahren 1936 und 1938; die faschistischen Machthaber hatten daran offensichtlich nichts auszusetzen. Neben der Altweibermühle wurden damals hauptsächlich Motive aus dem Bauernleben wie „Grammlwagen“ und „Almleben“ sowie Sagenmotive wie das „Zirogermandl“ mitgeführt. Der Zweite Weltkrieg unterbrach schließlich diese beliebte Faschingstradition. Es sollte noch bis zum Jahr 1965 dauern, bis in Gossensaß die Fasnacht wieder zurückkehrte.
Im Herbst 1964 sammelte sich um den damaligen Mittelschullehrer Günther Ennemoser eine Initiativgruppe, die an die alten Faschingstraditionen anknüpfend wieder einen großen Umzug für 1965 vorbereitete. Vereine, Schule, Gemeinde und Kurverwaltung sowie viele Bürger arbeiteten begeistert mit, wenn auch viele diesem Unternehmen skeptisch gegenüberstanden. Der Umzug sollte in einen historischen und einen humorvollen aktuellen Teil gegliedert werden. Die „Altweibermühle“ wurde zum Kernstück der wiedererwachten Gossensasser Fasnacht. Sagenmotive wie die „Wielandschmiede“, das „Zirogermandl“, die „Raubritter zu Raspenstein“, die „Wilden“, dann die „Ibsenkutsche“, der „Flachswagen“, das „Almleben“ und die „Vogelfänger“ gesellten sich zum geschichtlichen Teil. Im zeitgemäßen Abschnitt zeigte man 1965 u. a. den Bau des Sterzinger Krankenhauses, einen indischen Elefanten, ein Wikingerschiff und diverse Märchen. 1975 war auch ein Tatzlwurm dabei. 1980 umfasste der Zug bereits 32 Gruppen. Nach einer Pause im Jahr 1985 stand er 1990 unter dem Motto „Öffnung der Grenzen“, 35 Gruppen beteiligten sich daran. Neben der Kerngruppe sah man Märchen- und Kinderspiele, Lambada-Tänzer, Hippies, die Fußball-WM in Italien, den Fall der Berliner Mauer, Öko-Autos, das „Landtags-Mayr-Ei“ und dergleichen. 1995 wurde ein „Gossmonautischer Fasching“ abgehalten, im Jahr 2000 ein „Circus Tyrolensis“. Der Umzug von 2005 stand unter Motto „800+1“, während 2010 ganz „Gossywood in Love“ war. 2015 verwandelte sich das Dorf in „Planet Gossywood“.
In diesem Jahr verspricht der Fasching in Gossensaß ganz besonders bunt zu werden. „Colors and Sounds of Gossywood“ werden den ganzen Ort und die erwartungsgemäß vielen tausend Besucher in ein Meer von Farben und Klängen tauchen. Mehr als 40 Gruppen werden mit Musik und viel Trara morgen am Faschingssonntag, den 23. Februar um 13.33 Uhr am Bahnhof starten und sich durch die Bahnhofsstraße und die Romstraße ihren Weg zum Ibsenplatz bahnen. Ein Pflichttermin für alle Wipptaler!
br