Politik
Ein Kompliment an die junge Generation
09.04.2020
Als direkte Grenzregion ist die Gemeinde Brenner besonders durch die Einschränken aufgrund der Corona-Pandemie betroffen. Dennoch versucht man auch hier die Dienste so gut es geht, aufrecht zu erhalten. Hilfe kommt für die besonders bedürftigen Bürger: Ab nächster Woche können sie den Antrag auf Lebensmittelgutscheine stellen. Dennoch bereitet die finanzielle Situation vieler Bürger Franz Kompatscher, Bürgermeister der Gemeinde Brenner, Sorgen.
Erker: Herr Bürgermeister Kompatscher, wie stellt sich die Situation derzeit in der Gemeinde Brenner dar? Was sind die größten Schwierigkeiten?
Franz Kompatscher: Wir haben als Gemeinde in den letzten Wochen versucht, unsere Dienste so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Wir sind zu den Amtsstunden stets telefonisch erreichbar und die Bürger können Termine vereinbaren und die Dienste in Anspruch nehmen. Wir haben zu den bestehenden Notverordnungen keine zusätzlichen Bestimmungen erlassen, ausgenommen ein Parkverbot für die Kleinlaster der Kuriere, die aus hygienischen Gründen nur mehr auf den Parkplätzen der Autobahn parken dürfen. Wir helfen den Bürgern auch gerne in Notsituationen und haben einen entsprechenden Aufruf ergehen lassen. Die Verordnungen werden von den Gemeindebürgern eingehalten. Ein ganz großes Kompliment muss ich den jüngeren Generationen machen, die besonders einsichtig und rücksichtsvoll sind. Ein großes Dankeschön muss ich allen Personen aussprechen, welche die Grund- und Lebensmittelversorgung garantieren, den Mitarbeiterinnen der Apotheke, dem Hausarzt, den Mitarbeitern im sozialen und sanitären Bereich, den Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde und den Pflegekräften. Sie leisten alle wirklich Außergewöhnliches.
Was denken Sie, wird auf das Wipptal, auf die Gemeinde Brenner in den nächsten Wochen (Monaten) zukommen? Auch im Hinblick auf die Quarantänestation in der Kaserne, durch die Gossensaß in (beinahe) aller Munde ist. Hätten Sie sich diese Entwicklung vor einem Monat, als die Gemeinderatssitzung abgehalten wurde, vorstellen können?
Was die Zukunft betrifft, so hoffe ich, dass das wirtschaftliche und soziale Leben ehestmöglich graduell hochgefahren wird. Vor allem braucht es einen klaren Zeitplan. Die wirtschaftliche Situation bereitet mir schon große Sorgen, vor allem Handel und Tourismus werden es nicht leicht haben. In der Gemeinde Brenner kommt dazu, dass der Handel am Brenner sehr stark von der Reisefreiheit abhängt. Diese wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. Es wäre schon eine große Hilfe, wenn die Bewegungsfreiheit der Menschen in einem kleinen Grenzverkehr gestattet würde, also dass sich z.B. die Personen im nördlichen und südlichen Wipptal gemeinde- und grenzüberschreitend bewegen dürften. Auch wäre es ein klares Zeichen, dass es die Europaregion Tirol auch in Krisenzeiten gibt.
Ganz sicher ist, dass die Betriebe so schnell wie möglich die notwendige Unterstützung brauchen. Weiters macht mir Sorge, dass es zurzeit relativ viele Personen gibt, die arbeitslos sind oder sich im Lohnausgleich befinden, was es vielen schwer macht, finanziell über die Runden zu kommen. Nächste Woche können von bedürftigen Bürgern in der Gemeinde die Lebensmittelgutscheine beantragt werden. Was wir jetzt neben der finanziellen Hilfe brauchen, ist eine rasche Vereinfachung aller Verfahren, nur so werden wir diese Krise auch meistern können.
Zur Quarantänestation: Wir alle sind vom Tempo der Pandemie überrascht worden und heute stellt sich so eine Einrichtung unter einem anderen Licht dar. Nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner Auffassung, dass die Vorgangsweise nicht richtig war, es gibt auch in Krisenzeiten ein Recht auf Information und Einbindung der Bürger und auch der Gemeinde. Aus der heutigen Sicht war es gut, dass wir hohe Sicherheitsstandards gefordert haben. Ich habe den Eindruck, dass diese eingehalten werden und dass die Einrichtung so für die Bevölkerung keine Gefahr darstellt.
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