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Home → News → Krankenhaus Sterzing: Betten werden aufgestockt, Personal nicht - 09.11.2020 (0 Kommentar/e)
 
 
 
 
Gesundheit

Krankenhaus Sterzing: Betten werden aufgestockt, Personal nicht

09.11.2020
Mit dem rasanten Anstieg der Infektionszahlen wächst die Anspannung. Auch am Krankenhaus Sterzing hat eine sehr kritische Phase begonnen. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Fast täglich bespricht der Krisenstab die weitere Vorgangsweise und passt sie den Notwendigkeiten an. Welche Dienste werden reduziert? Wie können alle Patienten bestmöglich versorgt werden? Ein aktueller Überblick.

Seit dem Frühjahr ist Covid-19 im Krankenhaus Sterzing Tag und Nacht präsent. Auch wenn die Pandemie in den Sommerferien etwas in den Hintergrund gerückt ist – sie war trotzdem da. In Sterzing wurden auch in den Sommermonaten Covid-Patienten aus dem gesamten Gesundheitsbezirk Brixen versorgt. Im Juni und Juli war der Zulauf gering. Seit Ende August müssen wieder auffallend mehr Patienten stationär aufgenommen werden; vier bis fünf Betten waren im Spätsommer regelmäßig belegt.

Kritische Personalsituation

Seit September stockt das Krankenhaus Sterzing die Betten für Covid-Patienten Schritt für Schritt auf. Nicht aufgestockt worden ist das Personal, obwohl für die Versorgung von Covid-Patienten aufgrund erhöhter Sicherheits- und Schutzmaßnahmen ein anderer Patienten- und Pflegeschüssel gilt. Bereits im September und Oktober musste das Personal sowohl Covid-Patienten versorgen als auch den normalen Krankenhausbetrieb aufrecht erhalten. Eine Herausforderung, die zunehmend an den Kräften zehrt.
Auch im Krankenhaus Brixen stehen seit Mitte September wieder Covid-Betten zur Verfügung. In den vergangenen Tagen bzw. in der vergangenen Woche ist der Bedarf an stationären Betten und Intensivbetten im ganzen Land drastisch angestiegen. Laut heutigem Stand (9. November) stehen in Sterzing 14 Covid-Betten zur Verfügung, 13 sind bereits belegt. Südtirolweit sind 361 Patienten stationär aufgenommen, 41 davon müssen intensivmedizinisch betreut werden. Vor ziemlich genau einem Monat waren es noch 35 Covid-Patienten auf der Normalstation und zwei Intensivpatienten.

Operationen weiterhin möglich


Am Krankenhaus Sterzing sind einige Abteilungen umstrukturiert und geplante Tätigkeiten reduziert worden. Nicht dringliche Aufnahmen, Visiten sowie planbare Operationstätigkeiten wurden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. „Diese Maßnahme ist notwendig, damit sich Pfleger und Ärzte vor allem um Covid-19-Patienten kümmern können und weitere Betten zur Verfügung stehen“, so Dr. Rita Haller, Koordinatorin der Notärzte am Krankenhaus Sterzing.
Die OP-Tätigkeit soll so lange wie möglich aufrecht erhalten bleiben. Operationen werden vorrangig durchgeführt, wenn Patienten unter starken Schmerzen leiden oder aufgrund einer Terminverschiebung gesundheitliche Schäden davontragen müssten. Weiterhin möglich sein sollen Prior-Visiten, auch Dienste in Ambulatorien und Poliambulatorien sollen geöffnet bleiben. „Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass kurzfristig ein oder mehrere Dienste reduziert werden müssen, weil das Personal woanders dringender gebraucht wird. Auf jeden Fall wird versucht, das Krankenhauspersonal ausschließlich in Sterzing einzusetzen, um es nicht an andere Gesundheitsbezirke abgeben zu müssen“, so Dr. Haller.

Medizin: Akut-Patienten werden weiterhin versorgt

Solange es möglich ist, werden vor allem auf der Abteilung Medizin neben Covid19-Patienten auch Akut-Medizin-Patienten versorgt. „Wir haben die Akut-Medizin-Patienten auf die chirurgische Abteilung verlegt, um auf der Abteilung für Medizin mehr Covid-Patienten betreuen zu können. Außerdem sind so die Covid-Patienten und die Nicht-Covid-Patienten räumlich in verschiedene Stockwerke aufgeteilt“, so Dr. Haller. Es stehen auch wieder drei bis vier Subintensiv-Plätze zur Verfügung und Covid-Patienten können mittels nichtinvasiver Beatmung behandelt werden, wodurch manche Patienten die Intensivstation umgehen können. Auf der chirurgischen Abteilung sind neue Überwachungsgeräte installiert worden, damit auch „Nicht-Covid“-Patienten adäquat wie auf der Medizin-Station überwacht werden können. „Dies sind Umstrukturierungsprozesse, die aber jederzeit dem Bedarf der notwendigen Situation angepasst werden müssen“, so Dr. Haller.

Pädiatrie weiterhin geöffnet

Auf der Pädiatrie-Ambulanz werden weiterhin Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen angeboten und durchgeführt. „Unsere Kinderärzte sind seit Schulbeginn besonders gefordert“, so Dr. Haller. Sie müssen neben den üblichen Aufgaben unzählige Telefongespräche führen, um Fragen der Eltern zu beantworten, Formblätter zu bestätigen und via Telemedizin zu entscheiden, ob Kinder wieder in die Schule dürfen oder zuerst noch einen PCR-Abstrich oder AG-Schnelltest benötigen, oder ob Kinder aufgrund ihrer Symptome im Krankenhaus untersucht werden müssen.

Erste Hilfe: alle Patienten werden getestet

Die Erste Hilfe steht den Patienten nach wie vor rund um die Uhr offen. Im Sommer wurde die Notaufnahme räumlich umstrukturiert und in einen Covid-Bereich und einen Nicht-Covid-Bereich („sauberer Bereich“) eingeteilt. Die Abtrennung stellt sicher, dass sich die Patienten nicht mit Covid-19 anstecken oder infizieren. Durch diese Umstrukturierung wird allerdings mehr Personal benötigt. Personal, das Covid-Patienten betreut, kann sich nicht umgehend um Nicht-Covid-Patienten kümmern und umgekehrt, da vor, bei und nach der Versorgung von Covid-Patienten (zeit)aufwändige und strenge Sicherheitsvorkehrungen zu treffen sind.
„Letzthin gab es einen großen Zulauf in der Ersten Hilfe. Die Patienten mussten teilweise stundenlang warten, da es Personal und Ärzten nicht wie gewohnt gelungen ist alle Notfälle zügig abzuarbeiten. Um solche Situationen besser in Griff zu bekommen steht in der Ersten Hilfe seit kurzem mehr Personal zur Verfügung“, so Dr. Haller.
Mittlerweile wird bei allen Patienten, die in der Ersten Hilfe aufgenommen werden, ein Antigen-Schnelltest durchgeführt, da auch Patienten mit einem Trauma positiv sein könnten. Diese gilt es herauszufischen, um die Infektionskette zu unterbrechen und andere Patienten im „sauberen“ Bereich zu schützen.

Antigen-Schnelltests und PCR-Tests im Container


„Das Wipptal ist ein relativ großer Hotspot mit vielen asymtomatischen Patienten, d. h. sie sind positiv, haben aber keine Symptome und könnten das Virus weitertragen“, so Dr. Haller. Seit Juni gibt es im Krankenhaus einen Abstrich-Container. Zuerst wurde diese Ambulanz vom Krankenhauspersonal betreut, später vom Hygieneamt. In den vergangenen Tagen wurde auf dem Parkplatz der Sportzone Freienfeld eine DRIVE IN Station für Covid-Tests eingerichtet. Der Abstich-Container ist seit heute (9. November) in Betrieb und wird vom Weißen Kreuz geführt, damit das Personal im Krankenhaus für Covid-Patienten und andere dringliche Dienste zur Verfügung stehen kann. Der Container ist von Montag bis Freitag von 7.00 bis 11.00 Uhr geöffnet, die Anmeldung erfolgt ausschließlich durch das Amt für Hygiene, die Bürger werden telefonisch über den Termin informiert. Bei Bedarf wird der Container auch von den Hausärzten genutzt, darüber werden die Bürger aber entsprechend informiert werden.
In den vergangenen zwei bis drei Wochen hat das Krankenhaus nachmittags auch eine Notabstrich-Ambulanz angeboten. „Die Wipptaler Hausärzte haben gut mitgearbeitet und Antigen-Schnelltests durchgeführt, weshalb viele positive Patienten herausgefischt werden konnten“, so Dr. Haller. Wer einen positiven Antigen-Schnelltest absolviert hat, muss auch einen PCR-Test durchführen. Diesen beantragt der Allgemeinarzt über eine Plattform beim Südtiroler Sanitätsbetrieb. Bis zum Test müssen sich Patienten zu Hause isolieren. Das Krankenhaus hat deshalb Personal zur Verfügung gestellt und den Abstrich-Container geöffnet, um Patienten umgehend einen PCR-Abstrich zu ermöglichen.

„Bleibt vorsichtig!“

Vorerst bleibt den Wipptalern nichts anders übrig als weiterhin alle Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten, um das Ansteckungsrisiko so gut es eben geht zu verringern. „Seid vorsichtig, schränkt eure Kontakte ein, tragt Maske, haltet Abstand, achtet auf Händehygiene, um so eure eigene Gesundheit und die des Mitmenschen schützen zu können“, so Dr. Haller.

rb
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