Gesellschaft
„Gegen das Schweigen“
15.12.2020
Georg Lembergh, Regisseur des Kinodokumentarfilms „Das versunkene Dorf“ über die Grauner Seestauung, recherchiert derzeit über sexuellen Missbrauch in Nord- und Südtirol - ein Thema, das in Südtirol im Gegensatz zu seinen Nachbarländern noch immer ein riesengroßes Tabu ist.
In der rauen Berglandschaft Süd- und Nordtirols hieß es jahrhundertelang schon von Kindesbeinen an: Zähne zusammenbeißen, hart sein, funktionieren. In diesem emotional unterkühlten Klima blieb sexueller Missbrauch länger schambehaftet, verborgen und unbewältigt als anderswo. Aber auch hier bekommt die Mauer des Schweigens allmählich Risse.
Im Dokumentarfilm und im Buch „„Gegen das Schweigen“ erzählen Betroffene von ihrem erlittenen sexuellen Missbrauch – in der Familie, beim Sport, in der Kirche, im Heim. Die erschütternden Geschichten machen sprachlos, schenken aber letztlich auch Mut und Hoffnung, zeugen sie doch von unbändiger Energie, Widerstandskraft und Würde.
Die Interviews mit den Betroffenen sollen eine gesellschaftliche Sensibilisierung und einen offeneren Umgang mit dem Thema bewirken. Damit genauer hingeschaut, besser hinterfragt und den Opfern mehr Glauben geschenkt wird.
Daher geht es im Film und Buch (Albolina Filmproduktion und Raetia Verlag) nicht investigativ um die Täterseite oder einzelne, von sexuellem Missbrauch betroffene Institutionen, sondern der Fokus liegt ganz nah bei den Opfern und ihrem Verarbeitungs- und Heilungsprozess. Indem man den Betroffenen einfach zuhört, ihnen eine angemessene Stimme verleiht und dadurch die Würde wiedergibt, wird ein erster, äußerst wichtiger gesellschaftlicher Schritt gesetzt.
Für das Projekt werden noch Menschen mit Missbrauchserfahrung gesucht, die ihre Geschichte erzählen wollen (T Georg Lembergh 0043 664 450 75 63). Es wird in allergrößter Vorsicht und in absolutem Einverständnis mit den Betroffenen vorgegangen.