Auf der Landesversammlung des Südtiroler Bauernbundes sind wieder drei Bergbauernfamilien mit dem Bergbauernpreis 2024 ausgezeichnet worden. Sie bewirtschaften vorbildlich ihre Höfe, produzieren hochwertige Lebensmittel in Einklang mit der Natur und erhalten so die einzigartige Südtiroler Kulturlandschaft.
Was sie besonders auszeichnet, ist ihr Fleiß, ihr Wille, trotz aller Schwierigkeiten das Beste aus dem Hof zu machen, und ihre große Bescheidenheit und Zufriedenheit. Der Bergbauernpreis 2024 wird wieder von den Südtiroler Raiffeisenkassen gestiftet.
Herbert von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol, hob die großen Leistungen der Bergbauernfamilien hervor. Der Preis ist ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung. Zudem erinnerte von Leon an die enge Vernetzung von Raiffeisen-Organisation, Raiffeisen-Genossenschaftswesens und der Berglandwirtschaft.
Siegfried und Ramona Telser bewirtschaften auf 1.350 m Meereshöhe den Kartatschhof (119 Erschwernispunkte) in Matsch in der Gemeinde Mals. Der Haupterwerb am Hof ist die Milchwirtschaft. 2015 hat Siegfried Telser den Hof mit seinen 25 Tieren auf die biologische Produktion umgestellt. Weitere wirtschaftliche Standbeine sind der Urlaub auf dem Bauernhof mit zwei Ferienwohnungen und die Direktvermarktung. In den letzten Jahren hat die Familie viel in den Hof investiert, um ihn zeitgemäß bewirtschaften zu können. So wurden Wiesen entsteint und planiert, eine Photovoltaikanlage installiert und ein neuer Freiluft-Laufstall gebaut. Die Bewirtschaftung des Hofes ist eine Herausforderung. Die fünf Hektar Wiesen und ebenso viele Pachtflächen sind steil und sehr zerstückelt. Von Juni bis Oktober ist die Familie fast ununterbrochen beim Mähen. Neben einem modernen Maschinenpark helfen Freiwillige des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze am Hof mit. Ein großes Anliegen ist Siegfried und Ramona Telser und den Töchtern Milena und Mira das Tierwohl. Im Sommer und Herbst sind ein Teil der Tiere auf der Alm oder auf der Weide, den Rest im Freiluft-Laufstall. Die Stierkälber werden am Hof gemästet und dann an umliegende Abnehmer verkauft. Im Sommer wird die Milch der Tiere auf der Gemeinschaftsalm in der Dorfsennerei zu Bio-Almkäse verarbeitet und von der Familie Telser zusammen mit anderen Produkten vom Hof direkt vermarktet.
Eine besondere Bergbauern-Geschichte ist die von Sonia und Leo Breitenberger. Als ein alleinstehender Onkel von Sonia Breitenberger eine Nachfolge für seinen Hof suchte und sonst niemand aus der Familie Interesse am extremen Bergbauernhof Essen (119 Erschwernispunkte) oberhalb von St. Pankraz zeigte, hat die junge Familie entschieden, den Hof zu übernehmen. Dafür ist Sonia Breitenberger von der Stadt auf den Hof gezogen. Den Hof hat die junge Familie fast von Grund auf modernisiert. So sind ein neues Wohnhaus für die mittlerweile fünfköpfige Familie, eine Maschinenhalle, ein neues Wirtschaftsgebäude und ein neuer Laufstall errichtet worden. Zudem hat Leo Breitenberger Maschinen gekauft, die Wiesen planiert, Weideflächen wiederhergestellt, Wege gebaut und eine Bewässerung verlegt. Bei all diesen Arbeiten hat der Onkel Josef Matzoll der jungen Familie freie Hand gelassen. Heute ist der Hof ein zukunftsfähiger Milchwirtschaftsbetrieb, der von Leo und Sonia Breitenberger im Vollerwerb bewirtschaftet wird. Finanziert wurden die Investitionen mit Eigenmitteln, einem Bankkredit und Förderungen – ohne diese wäre so eine Investition nicht zu schaffen. Knapp sieben Hektar Wiesen werden von Leo und Sonia Breitenberger bis zu dreimal im Jahr gemäht. Dank der Bewässerung sind der Futterertrag und die Qualität meist gut. Großgeschrieben wird am Hof Essen das Tierwohl. Neben dem Laufstall gibt es eine Gemeinschaftsalm und eine Weide für die durchschnittlich 17 Tiere. Aktiv werden 50 Hektar Wald bewirtschaftet. Ein neuer Forstweg erleichtert die Arbeit. Den typischen Ultner Bretterzaun um die Wiesen und Weiden hält Leo Breitenberger laufend instand. Trotz der vielen Arbeit nimmt er sich auch noch Zeit für das Ehrenamt u. a. beim Rodelclub.
Den Hof Chi Prà so aufzustellen, dass eine Familie davon leben kann, war immer das Ziel von Michele und Lucia Valentin aus Abtei. Daher hat sich die Familie schon vor vielen Jahren auf die Herstellung von Käse spezialisiert. Von Montag bis Samstag stellt Sohn Fabian Valentin in der Hofkäserei bis zu einem Dutzend verschiedene Käsespezialitäten her. Einige der Käse wurden auf Vergleichsverkostungen prämiert. Um den Verkauf im Hofladen kümmert sich Bäuerin Lucia Valentin, während Michele Valentin für die Stallarbeit verantwortlich ist. Beim Mähen der knapp 15 Hektar Wiesen inklusive Pachtflächen sowie der Bergwiese helfen auch die Kinder Silvia, Daniela und Florian mit. Das zweite wirtschaftliche Standbein ist der Urlaub auf dem Bauernhof mit zwei Ferienwohnungen. Wie auch die beiden anderen Preisträgerfamilien, haben Michele und Lucia Valentin in den letzten Jahren den Hof Chi Prà modernisiert: Neu errichtet worden sind ein Melkstand, ein Mistroboter und ein Laufstall für das Tierwohl. Zudem wurden Wiesen planiert, Feldwege gebaut, der Fuhrpark erneuert und eine Photovoltaik-Anlage errichtet. Gerne würden Michele und Lucia Valentin das Wohnhaus sanieren, aber der Untergrund ist instabil und bewegt sich bis zu 15 cm pro Jahr. Große Sorgen bereitete der Bergbauernfamilie auch die Ausbreitung des Borkenkäfers. Neben dem Hof Chi Prá gehört auch der Erbhof Curcela der Familie Valentin. Auf dem Heimathof von Michele Valentin wohnt noch die Altbäuerin, die für ihren Blumengarten bekannt ist. Die Blumen schmücken u. a. die Pfarrkirche von Abtei.
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