Man hat seit geraumer Zeit das Gefühl, jeder Südtiroler und jede Südtirolerin besitzt eine sogenannte private Krankenversicherung bzw. Sanitätsversicherung. Vielerorts wird über diese Versicherung gesprochen, man weiß sich Gutes wie auch Schlechtes zu erzählen, und immer wieder wenden sich Verbraucher an die Verbraucherzentrale Südtirol mit der zentralen Frage: Braucht man in Südtirol eine private Krankenversicherung?
Bevor man diese Frage beantworten kann, muss kurz ausgeholt werden. Im Versicherungsbereich sprechen wir von zu versichernden Risiken. Eine Versicherung benötigen wir immer dann, wenn ein Risiko, rein finanziell gesehen, alleine nicht tragbar ist. Im Personenversicherungsbereich gibt es zwei große Risiken, die man, je nach Lebensphase – immer finanziell gesehen – nicht alleine stemmen kann. Diese wären der Tod und die Invalidität infolge eines Unfalles oder einer Krankheit, denn durch das Ableben einer Person oder infolge einer Invalidität können sehr große finanzielle Probleme entstehen. So empfiehlt die Verbraucherzentrale Südtirol in erster Linie, diese großen Risiken abzusichern, bevor man an andere, weniger wichtige Risiken denkt.
Private Krankenversicherungen bzw. Sanitätsversicherungen decken
medizinische Ausgaben, die durch eine Behandlung in einer privaten Struktur, infolge eines Unfalles oder einer Krankheit, anfallen. Sie sind nicht dazu da, die finanziellen Folgen eines Unfalles oder einer Krankheit (z.B. Einkommensausfall) abzufedern.
Dabei muss man unterstreichen, dass es in Südtirol
einen funktionierenden Sanitätsbetrieb gibt, der zwar seine Ecken und Kanten haben kann, aber dennoch in der Lage ist, eine gute medizinische Versorgung in Südtirol zu gewährleisten. Das bedeutet, dass Verbraucher:innen nicht zwingend Kosten zu tragen haben, wenn sie medizinisch versorgt werden müssen. Daher lässt sich die Frage der Notwendigkeit einer solchen Versicherung ganz einfach beantworten.
Private Sanitätsversicherungen sind nicht unbedingt notwendig.
„Die private Sanitätsversicherung ist aktuell noch als kleiner Luxus zu sehen. Wer eine solche Versicherung unterzeichnet, will sehr oft eine Wahlmöglichkeit haben, sollte mal was passieren. Allerdings sollte man mit den Bedingungen einer solchen Versicherung vertraut sein, um keine bösen Überraschungen zu erleben", so Stefanie Unterweger, Versicherungsberaterin der VZS.
Fehlender rechtlicher Rahmen
Für die privaten Krankenversicherungen gibt es zurzeit keinen gesetzlichen Rahmen, der Verbraucher gegenüber den Versicherungsgesellschaften schützt. Es gibt weder einen Tarifschutz, noch einen Kündigungsschutz. In den letzten Jahren haben einige Versicherungen die Tarife angezogen und ohne Grundangabe die Verträge zur Jahresfälligkeit gekündigt. Für Verbraucher:innen gibt es hier kaum eine Handhabe.
Kein All-Inklusive Produkt
Private Krankenversicherungen sind keine „All-Inklusive Produkte". Solche Verträge decken nicht allumfassend alle gesundheitlichen Ausgaben: Bereiche wie beispielsweise Vorsorge oder Zahnmedizin decken sie nicht. Sie greifen erst bei Krankenhausaufenthalt und/oder chirurgischen Eingriffen, und dabei unter Berücksichtigung von Selbstbehalten, Maximal- Vergütungssummen und zeitlichen Limitierungen. Deshalb sollten sich Verbraucher gut informieren und die Vertragsbedingungen gut lesen, damit sie wissen, welche Ausgaben gegebenenfalls gedeckt sind und welche hingegen nicht.
Gesundheitsangaben
Bei den allermeisten Versicherungen müssen bei Vertragsabschluss Angaben zum Gesundheitszustand gemacht werden. Hier sollten Verbraucher sehr genaue Angaben machen, um zu vermeiden, dass im Schadensfall die Versicherung eine Kostenübernahme aufgrund falscher und/oder fehlender Angaben verweigert.
Versicherungsbedarf checken
Der Versicherungsbedarf ist abhängig von der Lebensphase, in der sich jemand befindet. Um in Erfahrung zu bringen, welche Versicherungen aktuell wichtig sind, können Verbraucher unter
diesem Link den Versicherungs-Kurz-Check machen. In nur wenigen Sekunden erhält man eine Übersicht darüber, welche Versicherungen gerade wichtig und welche weniger wichtig sind.