Gesundheit
Immer mehr Patienten
21.08.2025
Im Jahr 2024 wurden in Südtirol insgesamt 652 Patienten mit Essstörungen behandelt. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr (+ 81). Dr. Michael Zöbl, geschäftsführender Direktor der Pädiatrie am
Krankenhaus Brixen, hat sämtliche Daten aus Ambulanzen und stationären
Einrichtungen ausgewertet, um die Entwicklung von Essstörungen in unserem Land zu analysieren.
Die Zahl der Neuerkrankungen stieg auf 200. Der Anteil männlicher Betroffener ist leicht steigend, von sechs Prozent im Jahr 2022 auf acht Prozent im Jahr 2024. Besonders häufig sind junge Erwachsen zwischen 18 und 25 Jahren betroffen: 241 Behandelte verzeichnete dies Gruppe, ein Zuwachs von 15 Prozent. Zusammen mit den 167 minderjährigen Patientinnen machen diese Altersgruppen fast zwei Drittel (63 %) aller Fälle aus.
Anorexie bleibt die häufigste Diagnose und macht 34 Prozent der Fälle aus, bei Minderjährigen sogar 46 Prozent. Alarmierend ist der Anstieg bei Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren: 44 Fälle im Jahr 2024 nach 41 im Vorjahr. Neuerkrankungen bei Minderjährigen stiegen um 18 Prozent auf 94 Fälle.
Die Krankheitssverläufe werden zudem schwerer. Die Brixner Pädiatrie, die seit 2012 stationäre Patienten betreut, verzeichnet ein sinkendes Durchschnittsalter der Hospitalisierten – 2024 lag es bei 13,9 Jahren, dem niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein Einzelfall verdeutlicht die Tragweite: Eine sehr junge Patientin wurde mehrfach stationär behandelt und verbrachte insgesamt 254 Tage in verschiedenen Kliniken, darunter auf der Intensivstation in Innsbruck, weil sie jedes Essen verweigerte. Dies ist der schwerste dokumentierte Fall in Südtirol.
Das Südtiroler Netzwerk für Essstörungen (EAT-NET) unter Leitung von Dr. Roger Pycha hat 2022 mit der Eröffnung der stationären Einrichtung Villa Eèa eine wichtige Verbesserung geschaffen und die Wartezeiten in den Ambulanzen verkürzt. Dennoch erfordert die steigende Zahl schwer erkrankter, junger Patientinnen und Patienten weiterhin intensive Zusammenarbeit, Fortbildungen und Austausch unter Fachkräften. Daher startet im Oktober eine neue Fortbildungsreihe für alle, die mit Menschen mit Essstörungen arbeiten. Geleitet wird sie von der italienischen Expertin Laura Dalla Ragione.