Die Ereignisse überschlagen sich: Seit die beiden Journalisten Christoph Franceschini und Arthur Oberhofer am Freitagabend (18. März) ihr Buch „Freunde im Edelweiß. Ein Sittenbild der Südtiroler Politik“, in diesem Falle der SVP, über die SAD-Affäre vorgestellt haben, gehen die Wogen hoch. Eigentlich mochte man meinen, nach dem SEL- und Rentenskandal sei ein Tiefpunkt erreicht worden. Aber es geht immer noch mehr.
Die nun in Buchform veröffentlichten Abhörprotokolle über die SAD-Affäre legen klar, wie vor den vergangenen Landtagswahlen versucht wurde, massiv Einfluss auf die Landesregierungsbildung zu nehmen und wie Landeshauptmann Arno Kompatscher gezielt geschadet werden sollte.
Doch nun werden in der Volkspartei die Rufe nach personellen Veränderungen, sprich Rücktritten, immer lauter. Es sei schlichtweg untragbar, was sich einzelne „Volksvertreter“ hier geleistet hätten.
Nach der scharfen Verurteilung von SVP-Arbeitnehmer-Abgeordnetem Helmuth Renzler am Sonntagvormittag forderte im Laufe des Sonntags (20. März) auch SVP Fraktionssprecher Gert Lanz personelle Konsequenzen. Was nichts anderes heißen kann als Rücktritte. In einem Land, in dem die politische Rücktrittskultur nicht gerade Hochkonjunktur hat, muss sich das allerdings erst noch weisen. Bisher war es oft wohl eher so, dass so manche „Unstimmigkeit“ ganz einfach ausgesessen wurde.
Die ehemalige SVP-Abgeordnete Jasmin Ladurner, die aus ihren Fehlern um die Spesenabrechnung die Konsequenzen gezogen hat und zurückgetreten war, fordert nun jedenfalls auch den sofortigen Rücktritt von Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, Parlamentarier Meinhard Durnwalder und SVP-Obmann Philipp Achammer, der die ganze Sache schönreden und unter den Teppich kehren, die Herausgabe des Buches verhindern und schlichtweg vertuschen wollte. Ob die Partei mit solch einem Parteiobmann in den nächsten Landtagswahlkampf ziehen will, diese Frage muss sie sich nun ernsthaft stellen. Mit Schönreden sei es nun wahrlich nicht mehr getan. Da wird auch der schnell aus dem Hut gezauberte SVP-Ehrenkodex des Parteiobmanns bei weitem nicht mehr ausreichen.
Vollkommene Aufklärung verlangt auch Regierungsmitglied Massimo Bessone von der Lega.
In einzelnen Medien und Portalen liest man indes noch nichts über die zahlreichen Reaktionen.
Nun: Am Montag (21. März) wird der SAD-Untersuchungsbericht vorgestellt, dann tagen auch die SVP-Bezirksobleute. Wir werden darüber weiter berichten und auch die Reaktionen von SVP-Bezirksobmann Stefan Gufler und örtlichen SVP-Obleuten einholen.
(lg)