Am Mittwoch (21. Mai) wurde auf der konstituierenden Sitzung des neugewählten Gemeinderates von Sterzing der Stadtrat mit den jeweiligen Kompetenzen vorgestellt. Die Entscheidung blieb nicht ohne Kritik.
Nach der Eidesleistung von Bürgermeister Peter Volgger präsentierte er die Zusammensetzung sowie die Ressortverteilung des neuen Stadtrates. Diesem gehören neben Bürgermeister Volgger selbst Christine Eisendle Recla, Heinrich Forer und Benno Egger an. Vom Koalitionspartner „Insieme per Vipiteno“ wurden Fabio Cola, der auch das Amt des Vize-Bürgermeisters übernimmt, sowie Chiara Martorelli in den Stadtrat berufen.
Volgger setzt bei der Ressortverteilung auf Teamarbeit: Zahlreiche Zuständigkeiten werden künftig von mehreren Stadtratsmitgliedern gemeinsam getragen. Die bedeutendste Neuerung betrifft den Bildungsbereich: Chiara Martorelli übernimmt als erste Stadträtin die Verantwortung für sowohl die deutschen als auch die italienischen Kindergärten und Schulen in Sterzing.
Diese Entscheidung stieß auf gemischte Reaktionen. Verena Debiasi, bisher zuständig für deutsche Schule und Kultur, begrüßte die neue Regelung: „Sie trägt dazu bei, die institutionelle Trennung der deutschen und italienischen Schule zu überwinden und hat Signalwirkung auch für andere Gemeinden.“ Gleichzeitig hätte sie sich eine ähnliche Zusammenführung auch im Kulturbereich gewünscht.
Kritisch äußerte sich hingegen SVP-Gemeinderat Daniel Seidner. Er sieht in der Zusammenlegung der Schulressorts einen politischen Tabubruch: „Das ist im Sinne unserer Geschichte nicht vertretbar.“ Seidner warnte vor einem gefährlichen Experiment, das die hart erkämpften Strukturen gefährden könnte.
Bürgermeister Volgger trat der Kritik entschieden entgegen: „Die Kompetenzen des Stadtrates im schulischen Bereich werden überschätzt. Es geht hier weder um politische noch pädagogische Entscheidungen.“ Er verwies zudem auf die Unterstützung durch die Direktoren der deutschen Schulen.
Ein weiteres Diskussionsthema war die geplante Halbzeitrotation innerhalb des Stadtrates: Heinrich Forer und Benno Egger sollen nach zweieinhalb Jahren ihre Ämter an Walter Gögl und Manuel Ernandes übergeben. Während Volgger betonte, dass die enge Zusammenarbeit des Stadtrats über die gesamte Amtszeit hinweg gewährleistet sei, äußerte SVP-Gemeinderat Werner Graus Bedenken: „Wenn sich jemand gerade eingearbeitet hat, muss er schon wieder gehen. Das kann die Arbeit bremsen.“
Auch die Aufteilung der Ressorts Jugend, Familie und Schule auf verschiedene Stadträte sorgte für Kritik. Evi Frick (SVP) bezeichnete dies als „extrem verwunderlich“ und bemängelte die fehlende thematische Einheitlichkeit: „Die Trennung geht in eine falsche Richtung.“
Trotz der kontroversen Diskussionen wurde die Zusammensetzung des neuen Stadtrates mit breiter Mehrheit angenommen – bei einer Enthaltung von Verena Debiasi („Für Sterzing Wipptal“) und vier Gegenstimmen aus den Reihen der SVP.
Im Bild der Stadtrat von Sterzing: (v. l.) Heinrich Forer, Benno Egger, Chiara Martorelli, Christine Eisendle Recla, Vize-Bürgermeister Fabio Cola und Bürgermeister Peter Volgger
Foto © Margit Fuchs